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Helga König im Gespräch mit Pater Anselm Grün

Lieber Pater Anselm Grün, dieser Tage habe ich Ihr wunderbares Buch  Der Wein- Geschenk des Himmels und der Erde“ rezensiert und möchte Ihnen nun einige Fragen hierzu stellen.

Helga König: Sie schreiben, Wein galt immer als besonderer Segen Gottes, den man nur dankbar genießen dürfe. Was geschieht mit den Menschen, denen es an Dankbarkeit mangelt?

Anselm Grün (c) Vier-Türme-Verlag 2012 
Pater Anselm Grün: Wer ohne Dankbarkeit den Wein trinkt, der wird ihn nicht wirklich genießen. Und wenn ich ihn nicht genieße, dann bin ich in Gefahr, ihn maßlos zu trinken, mit Wein meine eigene innere Unzufriedenheit und Undankbarkeit zuzudecken. Undankbare Menschen sind ja immer auch unzufriedene Menschen.

Helga König:  Sie erwähnen in Bezug auf den Wein den Weisheitslehrer Jesus Sirach. Wie werten Sie dessen Betrachtungen im Hinblick auf den Wein?

Pater Anselm Grün:  Jesus Sirach lobt den Wein als Gottes gute Gabe. Aber er warnt auch vor übermäßigem Weingenuss. Ich denke, beide Aussagen sind heute wichtig. Es gibt ja auch heute die Gefahr der Maßlosigkeit, die dann zum Alkoholismus führt. Aber wir sollen nicht in das andere Extrem verfallen, Wein, weil er ein alkoholisches Getränk ist, zu verdammen.

Helga König: Wie interpretieren Sie den Wein im Hohelied?


Pater Anselm Grün:  Der Wein ist für das Hohelied einmal ein Weg, die Liebe zu erfahren. Aber er ist nur ein Symbol für die Liebe. Die Liebe selbst ist süßer als aller Wein.“Wieviel süßer ist deine Liebe als Wein“ sagt der Bräutigam zu seiner Braut. (Hld 4,10)


Helga König:  Können Sie den Lesern etwas Erkenntnisförderndes im Hinblick auf das Weinwunder bei der Hochzeit von Kana mitteilen?

Pater Anselm Grün:  Johannes versteht diese Geschichte von der Hochzeit zu Kana als Bild für die Menschwerdung Gottes. Wenn Gott in Jesus Mensch wird, dann feiert er Hochzeit mit ihnen. Und dann wird das schal gewordene Wasser der Menschen in den göttlichen Wein der Liebe verwandelt. Unser Leben bekommt durch Jesus einen neuen Geschmack, den süßen Geschmack von Wein.

Helga König: Was genau besagt die Weinstockrede von Jesus im Johannesevangelium?

Pater Anselm Grün: Jesus hat die Winzer genau beobachtet. Der Weinstock steht für Jesus. Die Rebe für uns. Die Reben müssen immer wieder zurückgeschnitten und gereinigt werden, damit sie mehr Frucht bringen. Aber wenn die Rebe am Weinstock bleibt, bringt sie viele Frucht. So sollen wir in Jesus bleiben, in Berührung mit unserem wahren Selbst. Dann bringt unser Leben Frucht. Wenn wir nur aus unserem Willen heraus arbeiten, tun wir zwar viel, aber es kommt oft wenig dabei heraus.

Helga König: Welche Rolle spielte der Wein beim letzten Abendmahl?

Pater Anselm Grün: Jesus hat sich selbst im Wein den Jüngern gegeben. Und sein Deutewort hat den Jüngern klar gemacht, dass er im Wein ein Bild sieht für sein vergossenes Blut sieht, das er am Kreuz aus Liebe zu uns vergießt. So wird der Wein zum Blut Christi, zu seinem Herzblut, das er aus Liebe für uns vergießt.

Helga König: Sie schreiben auch über die Kulturgeschichte des Weins in ihrem Buch und in diesem Zusammenhang von der Bedeutung der Klöster für den Weinbau. Sie erwähnen hier auch das Zisterzienserkloster Ebrach in der Nähe der Abtei Münsterschwarzach. Können Sie unseren Lesern zur Bedeutung dieses Klosters für den Weinbau in der Region berichten?

Pater Anselm Grün:  Das Kloster Ebrach hatte im Steigerwald Weinberge angelegt, die heute noch existieren. Und die Mönche haben aus Österreich den Silvaner nach Franken gebracht und so die fränkische Weinkultur wesentlich mitgeprägt.

Helga König:  Welche Bedeutung haben Weinheilige für den Weinberg und wie sollten Weingutbesitzer und Weintrinker mit Weinheiligen mentalen Umgang pflegen?

Pater Anselm Grün:  Es geht nicht um mentalen Umgang. Der Weinheilige steht einfach dafür, dass der Winzer auf Gottes Segen angewiesen ist. Die Heilige zeigen durch ihr Leben, was der Wein für die Menschen bedeutet. Und sie verweisen uns auf Gott, der den Weinbau und alles menschliche Tun segnet.

Helga König:  Mir hat gefallen, was Sie in puncto "Wein und Wahrheit" geschrieben haben. Wie sollten Menschen mit den eigenen Schattenseiten, die der Genuss von Wein eventuell zum Vorschein bringt, umgehen?

Pater Anselm Grün:  Gefährlich ist es, wenn die Menschen ihre Schattenseiten mit Wein zuschütten. Dann werden sie abhängig vom Wein. Es geht darum, die Gedanken und Gefühle, die beim Weintrinken hochkommen, anzuschauen und sich damit auszusöhnen. Sie gehören auch zu mir. Das macht demütig.

Helga König: Können Sie den Lesern erklären, wieso Jesu den Wein zum Bild für die Liebe gemacht hat?

Pater Anselm Grün:  Wein ist immer schon ein Bild der Liebe. Wenn Liebende Wein trinken, wird ihre Liebe vertieft. Jesus hat den roten Wein als Bild für sein Blut gesehen. Und sein Blut für andere vergießen, ist die höchste Form der Liebe. Jesus selbst sagt: „Es gibt keine größere Liebe als wenn jemand sein Leben hingibt für seine Freunde.“ (Joh 15,13)

Helga König: Welchen Trinkspruch empfehlen Sie Weingenießern in einer fröhlichen Runde?

Pater Anselm Grün:  Ich empfehle das alte Wort „Prosit“. Aber es ist gut, seinen Sinn zu verstehen. Es bedeutet: Der Wein sei Dir zum Segen. Und er bedeutet: Gott hat Dir persönlich dieses Geschenk des Weins gegeben, damit es Dir gut geht, damit du mit der Freude in Berührung kommst, die in Deinem Herzen ist.

Lieber Pater Anselm Grün, ich danke Ihnen herzlichst für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

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