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Helga König im Gespräch mit dem ungarischen Künstler Gonda Zoltán

Lieber Gonda Zoltán, heute möchte ich Sie und Ihr künstlerisches Schaffen den Lesern von "Buch, Kultur und Lifestyle" näherbringen. Deshalb auch möchte ich einige Fragen an Sie stellen.

Helga König: Wie interpretieren Sie den Begriff Kunst?

 Gonda Zoltán
Foto aus seinem Bestand
Gonda Zoltán:  Wenn ich beschreibe was und wie ich alles bisher getan habe, oder in der Zukunft machen möchte, beschreibe ich ausführlich was ich über Kunst denke. 
Meine ars poetica: Ich wünsche nur soviel mit meiner Kunst zu erreichen, dass meine Werke solche Abdrücke der Welt und unserer Zeit werden, die für andere Freude und Erlebnis der Entdeckung bedeuten.

Helga König:  Können Sie den Lesern berichten, wo Sie Ihre Kindheit und Jugend verbrachten und wann Sie zu malen begonnen haben? 

Gonda Zoltán:  Bis zu meinem 10. Lebensjahr wohnte ich in einer kleinen ungarischen Kleinstadt mit meinen Eltern. Danach sind wir nach Debrecen gezogen, hier habe ich die Grundschule und das Gymnasium besucht. In meinem 15-16. Lebensjahr begann ich für die bildende Kunst zu interessieren. Ich habe viel Zeit im bekannten Déri Museum in Debrecen verbracht. In der ersten Zeit war die klassische ungarische Kunst (romantisch, realistisch) eine spannende Entdeckung, wonach ich auch in die Welt ausgeblickt habe. Zu meinen frühzeitigen Erlebnissen zählen A. Dűrer, Lucas Cranach, Rembrandt, und die großen Schöpfer der Renaissance. Im reiferen Alter haben mich schon die Ismen bewegt, die Kunst von Otto Dix und Georg Grosz war furchtbar interessant (die junge Neugier) und bis heute ist mein Liebling und meiner Meinung nach der Größte, mein Vorbild, Pablo Picasso. 

Helga König:  Wo haben Sie studiert und was waren die Schwerpunkte Ihres Studiums? 

Gonda Zoltán:  Nach dem Abitur habe ich an einer Hochschule in Debrecen mein Diplom erworben, was für mich aber keine Lösung bedeutete. Meine Kenntnisse in Kunst- und Kulturgeschichte wurden immer größer, aber ich ging nach Budapest, wo ich mein Studium an der Psychologischen Fakultät absolvierte. Während dessen habe ich ständig von bekannten ungarischen Künstlern gelernt und habe meine Zeichnungsfähigkeit verbessert. Auch damals war mein Ziel meine eigene Stimme, eigene Farben und Formen zu finden, die mich von anderen unterscheiden. Meine finanzielle Lage war nicht die beste zurzeit, daher konnte ich mich und meine Familie nur mit vielen Grafiken über Wasser halten. Ich habe in fast allen ungarischen Tagesblättern und Zeitschriften hunderte Zeichnungen und Stiche publiziert. 

Helga König:  Welche Techniken und welches Material verwenden Sie in erster Linie für Ihre Kunst? 

Gonda Zoltán:  In meiner früheren Jugend hat mich am meisten die Grafik angezogen, weil ich mit sehr vielen aufregenden Materien Bekanntschaft machen konnte. Ich hatte Linolstiche, Holzstiche, Radierungen, Tusch- und Federzeichnungen gern. Ich habe Monotypia gemocht, weil viele arbiträre Flecken zustande kamen, oft unabhängig von mir, die mit Linien systematisiert werden konnten. Heute bedeutet mir Zufälligkeit keine Freude mehr. Ich kreiere eher mit Vernunft und Gefühl. Inzwischen habe ich mit Öl, Tempera und Pastell gemalt. Derzeit waren dies nicht die besten Werke von mir, weil ich nur Jahre später erkannt habe, dass meine wahre Stimme die Malerei ist. Viele Kunstkenner erkennen an meinen Gemälden sofort, dass ein Grafiker im Hintergrund steht. Das stört mich aber nicht. 

Helga König: Ist die Auswahl der Farben für Ihre Bilder stimmungsabhängig?

Gonda Zoltán:  Alle meiner Bilder sind die Geburt meiner Stimmung und meiner inneren Emotion. Manchmal vor der weißen Leinwand stehend fällt mir nur eine Farbe ein und ich quäle mich nur bis zum ersten Pinselstrich. 

Helga König:  Werden Sie eher von Gedanken oder von visuellen Eindrücken zu künstlerischem Tun motiviert? 

Gonda Zoltán:  Mit dem ersten Pinselstrich fühle ich schon die Dynamik der Farben und Formen. Meine ersten Schritte führen die Fachregeln, aber wenn die erste Periode auch unterbewusst ist, ist die Fortsetzung und Konzipierung der Gemälde allzusehr rationell. Es wäre schwer visuelle Erlebnisse, Emotionen und Gedanklichkeit voneinander zu trennen. Alle meine Bilder sind „Selbstbildnisse”, sie handeln von mir, sie spiegeln meine Sichtweise und mein Geist. 

Helga König: Wie hat sich die Öffnung Ungarns nach dem Westen auf Ihr Schaffen ausgewirkt?

Gonda Zoltán:   Interessante Frage! Ich bin auch im früheren politischen Regime viel gereist und in der Welt rumgekommen. Für mich hat also diese Möglichkeit nichts Neues bedeutet. Der wirkliche Vorteil ist, dass Werke, nicht nur meine, ungehindert in den europäischen Ländern ausgestellt werden können. Wir wurden weitaus ärmer, weil hier dereinst alle gleich lebten, heute ist aber Ungarn finanziell zerrissen. Dereinst war die Mittelschicht (Pädagogen, Ärzte, Anwälte, Ingenieure… usw.) kaufkräftig, heutzutage ist die Kaufkraft für zeitgenössische Kunst gleich Null. Für uns Künstler hat das bisher nicht viel Gutes bedeutet. Wir würden gerne an ausländischen Ausstellungen teilnehmen, aber wenn dort keine Möglichkeit für sicheren Verkauf besteht, sind nicht einmal die Unterkunft- und Reisekosten gesichert. 

Helga König:  Sie haben eine Vielzahl von Preisen erhalten und diverse Künstlerorganisationen gegründet. Können Sie darüber etwas berichten? 

Gonda Zoltán: Ich beschwere mich nicht, ich habe viele Fachanerkennungen erhalten. Preise sind aber oft Glückssache. 2012 habe ich den „Holló László Preis” erhalten, der in Ungarn als prestigevolle Anerkennung gilt. Auch an mehreren Komitats- und Landesausstellungen wurden meine Werke anerkannt. Darüber kann man mehr auf meiner Webseite erfahren. 

Helga König:  Ihre Werke wurden bereits im Rahmen von Ausstellungen an zahlreichen Orten der Welt gezeigt, aber man kann auch Bilder von Ihnen in Museen besichtigen. Welche Museen sind das?

Gonda Zoltán:  Meine Arbeiten wurden tatsächlich auf viele Kontinente und in vielen Ländern ausgestellt, was natürlich mir große Freude bereitet. Es fühlt sich natürlich gut an, unter den zeitgenössischen Künstlern erwähnt zu werden. Im Februar 2012 war ich persönlich mit einer meiner Bilder an einer Ausstellung in München. In Museen und Galerien im In- und Ausland sind auch glücklicherweise Bilder von mir ausgestellt. In Ungarn z.B. in der Kecskeméter und in der Balassagyarmater Galerie, in Museen von Csurgó, Mátészalka und Vaja. Im Ausland sind 2 Bilder von mir im Musem der Bildenden Künste in Kolozsvár, (Rumänien), 2-3 meiner Arbeiten in der Grafiksammlung von Nagyenyed (Aiud, Rumänien) und im Kunstmuseum Osten in Mazedonien ausgestellt. 

Helga König:  Wann wird die nächste Ausstellung mit Gemälden von Ihnen zu sehen sein und an welchem Bild arbeiten Sie gerade? 

 Gonda Zoltán
Foto aus  seinem Bestand.
Gonda Zoltán:  Ich bereite mich gerade auf meine 70. Jubiläumsausstellung in Debrecen vor. Die Ausstellung wird im Bényi Árpád Saal des Kölcsey Zentrums veranstaltet. Ich bereite mich zu diesem Anlass mental und technisch vor, wähle meine Bilder aus. Wenn eine Einladung eintrifft, würde ich natürlich gerne auch in Deutschland ausstellen.

Lieber Gonda Zoltán, für das aufschlussreiche Interview danke ich Ihnen herzlich.
Helga König

Link zur Website: http://www.gondazoltan.hu/

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