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Helga König im Gespräch mit dem Künstler Günter Ludwig

Lieber Günter Ludwig, heute möchte ich Sie und Ihr Schaffen  den Lesern auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ vorstellen.  Deshalb möchte ich Ihnen einige Fragen stellen:

Helga König: Was verstehen Sie unter dem Begriff Kunst?

Günter Ludwig
Foto aus seinem Bestand
Günter Ludwig: „Sage uns Meister, was ist Kunst ?“ „Wollt ihr die Antwort des Philosophen hören oder die der reichen Leute, die ihre Zimmer mit meinen Bildern dekorieren? Oder wollt ihr gar die Antwort der blökenden Herden hören, die mein Werk in Wort und Schrift lobt oder tadelt?“ Apollonius „Kunst ist, was Welt wird“ Karl Kraus. Diese Worte drücken am besten aus, was ich mit dem Begriff Kunst verbinde. Sie lassen etwas offen. Lassen Freiheit. Wie die Kunst Freiheit lässt, ohne die das Kreative nicht leben kann. 

Helga König: Können Sie den Lesern etwas über Ihren künstlerischen Werdegang berichten?

Günter Ludwig: Mit 12 Jahren erste Zeichnungen nach Goya und Rembrandt. Alles, was danach bis heute entstanden ist, würde ein Buch mit 500 Seiten werden. Es ist nicht in wenigen Worten zu beschreiben. 

Helga König: Wodurch zeichnet sich Ihre Kunst im Besonderen aus?

Günter Ludwig: Sicherlich sind es die verschiedenen Techniken wie Zeichnung, Radierung, Arbeiten in Tusche und nicht zuletzt die Fotografie, in den 80-iger Jahren die analoge Fotografie in SW, in der ich die Negative durch Kratzen, Bekleben, Zerstören bearbeitet habe, um sie in der eigenen Dunkelkammer zu vergrößern. Heute in der digitalen Fotografie sind solche Spuren am Rechner zu erzeugen. Es ist aber etwas anderes. Damals war alles noch Handarbeit mit einer realen Kraft, Schaffen einer neuen Welt. Die Entwicklung in meinen Zeichnungen und meiner Malerei ist wohl die größte für mich. Sie haben einige Kunstbücher auf den Weg gebracht. 

Helga König: Was erwartet den Leser im Buch „Liebe geht durch die Haut?

Günter Ludwig: Die Buchprojekte sind nicht der Rede wert. Einzig das Buch „Liebe geht durch die Haut“ in der Zusammenarbeit mit Sarah Ines Struck war sehr aufwendig. Interessant an diesem Buch ist, dass nicht erst der Text gegeben war und dann ein Zeichner die Texte illustriert hat, hier war es umgekehrt. Zuerst gab es meine erotischen Zeichnungen und die Autorin schrieb Gedichte zu diesen. Weitere Projekte mit Autorinnen und Autoren sind im Entstehen. 

Helga König: Können Sie unseren Lesern Näheres zu Ihrer Werksauswahl, die unter dem Begriff „Kohlespuren“ zusammengefasst ist, berichten und  welcher Gedanke steht hinter dem Werk „Hands“, das Sie 2007 geschaffen haben?

Günter Ludwig:  Es ging und geht mir um die Geschichte von Barsinghausen, um die damaligen Kohlearbeiter im Bergwerk, was sie beim Kohleabbau geleistet haben. Und so sind wir schon bei dem Bild „Hands“ angekommen, das übrigens jetzt in die USA verkauft worden ist. Es zeigt die kräftigen und wühlenden Hände der Männer von damals. Ein symbolisches Bild. 

Helga König: Mit welchen Materialien arbeiten Sie am liebsten und welche Farben bevorzugen Sie in Ihrem Schaffen?

Günter Ludwig: Da ich 2005 ein riesiges Atelier direkt neben dem Bergwerk in Barsinghausen, in einem sogenannten „Kohleturm“ für 3 Jahre bekommen hatte, war es naheliegend, mit den Materialien aus dem Bergwerk zu arbeiten. Der flüssige Ockerschlamm, Kohle und Acyl waren für mich die Basis für meine Bilder. Ockerschlamm und Kohle bekam ich direkt aus dem alten Klosterstollen. Die Möglichkeit hatte ich später nicht mehr und ich bin zu Eisen 3-Chlorid übergegangen. Das Granulat, das es zu kaufen gibt, war für mich von der Farbigkeit noch interessanter. Es hat nach dem Trocknen einen echten Rostcharakter. Somit war ich unabhängig von den Materialien aus der Erde. 

Helga König: Ihr Werk „ Landschaft“ aus dem Jahre 2008 beinhaltet eine kleine Textstelle. Auch in anderen Ihrer Werke findet man solche Textauszüge. Welcher Gedanke liegt dem Miteinbeziehen von Texten in Ihren Werken zugrunde?

Günter Ludwig: Grundsätzlich gibt in den letzten acht Jahren nicht viele Bilder von mir ohne Text. Ich sehe fast alle Arbeiten von mir als Skizzen. Das entspricht meiner relativ schnellen Arbeitsweise und Informationen, die ich vermitteln muss. Gerade bei diesem Bild „Landschaft“ war meine Botschaft nichts anderes als das ewige Wechselnde des Wetters hier im Norden durch den Text zu unterstreichen. Auch als Symbol. (Textzitat und Bildtitel „Der Himmel ist voller Lügen“) 

Helga König: Womit befassen Sie sich derzeit künstlerisch und wann dürfen wir mit einer weiteren Ausstellung rechnen?

Günter Ludwig: In der reinen Zeichnung interessiert mich seit längerer Zeit die Chinatusche. Andere, meist große Arbeiten bemale ich auch mit Tusche, Leinwände bearbeite ich mit verschiedenen Techniken und Materialien. Das ist aber sehr individuell, somit nicht allgemein beschreibbar. Ich suche aus dem Inneren heraus, Inneres und Äußeres zu verbinden, vom Äußeren her das Innere zu finden. Dabei ist das Objekt der Darstellung einfach das, was mir begegnet, worauf mein Blick fällt und das mich festhält. Gestern war es eine Fotografie von Norbert Guthier, heute ist es eine Kuh. „Kunst ist, was Welt wird.“

Lieber Günter Ludwig,  ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Helga König

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