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Peter J. König im Gespräch mit Mainhardt Graf von Nayhaus

Sehr geehrter Herr Graf von Nayhaus, vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch "Kauderwelsch"- Die Sprache der Politiker" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Peter J. König: Können Sie bitte einmal beschreiben, was die wesentlichen Unterschiede zwischen der Bonner und der Berliner Republik sind, in Hinblick auf den Umgang von Politikern mit der Presse oder gibt es da nichts Nennenswertes? 

 Mainhardt Graf von Nayhauß
Foto:  Buch Contact Berlin
Mainhardt Graf von Nayhauß: Die heutigen Politiker sind weniger aufgeschlossen als die Altvorderen gegenüber Journalisten. Beispiel: Es gibt keine Homestory von Angela Merkel. Nicht einmal von FDP-Lindner! Es mangelt an Vertrauen. 

Peter J. König: Ganz aktuell, sind Sie als Journalist auch zu Luxusreisen von hochrangigen Industriemanagern oder vielleicht von Parteigeschäftsführern eingeladen worden, so wie es zur Zeit der Presse zu entnehmen ist und wie stehen Sie dazu? 

Mainhardt Graf von Nayhauß: Niemals! Dieser Personenkreis war für mich auch nicht interessant. Bin nur mit Bundespräsidenten, Kanzlern und Ministern gereist. Das war meine Aufgabe, und da hat BILD die Kosten getragen.

Peter J. König: Sie sind seit über einem Jahr Herausgeber bei der Lingen Stiftung, welche Ziele verfolgt diese Stiftung?

Mainhardt Graf von Nayhauß: Sie fördert medizinische Forschung und politische Bildung. Zu Letzterem gehört die Aufklärung durch unsere Buchreihe. Zum Beispiel, warum Politiker Kauderwelsch sprechen. 

 Peter J. König: Nun zu Ihrem Buch: Sind die Beiträge der Politiker in dieser Sammlung identisch mit dem, was diese Herrschaften sagen würden, wenn Sie mit Ihnen unter vier Augen sprechen oder unterliegt auch hier alles der Political Correctness? 

Mainhardt Graf von Nayhauß: Natürlich nicht. Wenn meine Frau mir die Leviten liest, macht sie das auch nicht in der Öffentlichkeit! Ansonsten. Im persönlichen Gespräch sprechen Politiker kein Kauderwelsch. Und wenn, frage ich sofort: Was genau wollen Sie sagen? 

Peter J. König: Glauben Sie wirklich, dass ein Politiker Erfolg haben wird, wenn er ungeschminkt und direkt die politischen Tatsachen darlegen würde? 

Mainhardt Graf von Nayhaus: Das kommt auf die jeweilige Situation an. Dass man Klartext reden kann – dafür gibt es Beispiele: heute Wolfgang Kubicki (FDP); früher Franz-Josef Strauß und Herbert Wehner!

Peter J. König: Wie erklären Sie die Politikverdrossenheit fast der Hälfte aller Wahlberechtigten und was hat sich in den Jahrzehnten der Bundesrepublik verändert? Hat dies auch mit dem Politiker-Kauderwelsch zu tun? 

Mainhardt Graf von Nayhaus: Auch. Aber der Hauptgrund: Wir leben im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in einem beneidenswerten Wohlstand, der bequem macht. Und es gibt keine politischen Themen existentieller Bedeutung, wie früher Wiedervereinigung und Ost-West-Konflikt. 

Peter J. König: Wenn wir uns an die Herren Wehner und Strauss erinnern, beide waren Meister des direkten Wortes, wäre so etwas heute überhaupt noch möglich oder würde der Bundestagspräsident permanent rügen?

Mainhardt Graf von Nayhaus: Erstens: siehe meine Antwort oben. Zweitens sei an den Ausspruch Joschka Fischers in einer Bundstagsdebatte erinnert: „Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ 

Peter J. König: Daran anknüpfend, liegt es nicht auch am Typus der Politikers, welche Sprachform zustande kommt, früher die unverkennbare, oft kantige Persönlichkeit, heute alles glatt geschliffen, austauschbar, so wie der Redner, so die Sprache? 

Mainhardt Graf von Nayhaus: Gewiss. Aber ich nenne ja gerade ein Beispiel der Ausnahmen. 

Peter J. König:  Was halten Sie, verehrter Graf Nayhauß, von dem politischen Sprachstil der Piraten, wenn diese überhaupt etwas zu sagen haben, wird die politische Rede zukünftig durch Gestik und Inszenierung ersetzt? 

Mainhardt Graf von Nayhaus: Die Piraten können wir vergessen.

Lieber Herr Graf von Nayhaus, Ihnen  ein herzliches Dankeschön für das Interview
Ihr Peter J. König

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