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Peter J. König im Gespräch mit Dr. Claus Kleber

Sehr geehrter Herr Dr. Kleber, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Spielball Erde.Machtkämpfe im Klimawandel"" rezensiert und möchte Ihnen dazu einige Fragen stellen.

Peter J. König: Was hat Sie bewogen, Herr Dr. Kleber, sich so ausführlich und weltumspannend mit dem Klimawandel und seinen Folgen auseinander zu setzen, wo doch der Journalismus sich bisher eher nur partiell mit der Problematik beschäftigt hat?

 Dr. Claus Kleber
Foto by Ingo Espenschied
Dr. Claus Kleber: Der Journalismus befasst sich durchaus schon länger mit dem Klimawandel. Mir ging es darum, über die akademischen Debatten hinauszugehen und auch die Frage außen vor zu lassen, in wie weit Menschen dafür verantwortlich sind. Das Buch ist ein Bericht über eine Reise um die Welt auf der Suche nach den aktuellen Veränderungen, die das Leben der Menschen und die Strategien der großen Mächte heute schon beeinflussen. Da ist viel mehr im Gange als wir uns im wohltemperierten Mitteleuropa vorstellen.

Peter J. König: Sie haben ja viele Monate an der Durchführung dieses Projekts gearbeitet, wie muss man sich die Vorbereitung dazu vorstellen und wie viele und welche Beziehungen muss man haben, um überhaupt authentisch und verwertbares Material zu bekommen?

Dr. Claus Kleber: Das ist fürs Fernsehen deutlich schwieriger als für ein Buchprojekt. Wir fallen halt auf mit unseren Teams und Gerätschaften. Wir brauchen Drehgenehmigungen, die sich z.B. in Kaschmir oder bei den amerikanischen Streitkräften sich ungemein schwierig gestalten. 

Peter J. König: Ihre Moderation im heute-journal hat Ihre weltweiten Recherchen immer wieder unterbrochen, wie Sie gelegentlich in Ihrem Buch erzählen, war dies eher hinderlich für das Gesamtprojekt oder hatten Sie vielleicht auch dadurch die Chance rückwirkend zu reflektieren, um die zukünftigen Abläufe zu optimieren, sozusagen einen noch klareren Blick zu bekommen?

Dr. Claus Kleber: Für mich ist es ein großes Glück, diese Abwechslung zu haben. Einerseits der tägliche Druck und die tägliche Befriedigung einer aktuellen Sendung und andererseits ein Projekt, das einen langen Atem verlangt. Eins bereichert das andere. 

Peter J. König: Können Sie bitte einmal beschreiben, warum Ihre Co-Autorin Cleo Paskal so wichtig für die Arbeit an dem Buch war?

Dr. Claus Kleber: Startschuss zu meinem Projekt gab die umfassende Analyse, die Cleo Paskal in ihrer eher wissenschaftlichen Arbeit „Global Warring“ veröffentlicht hat. Diese Erkenntnisse waren eine große Starthilfe für das Buch, auch wenn sie quantitativ am Ende nicht so stark abgebildet wurden. Der Beitrag von Frau Paskal umfasst etwa 40 der insgesamt 300 Seiten. 

Peter J. König: Vielleicht geben Sie unseren Lesern einmal einen Einblick in die Praxis ihrer journalistischen Arbeit, wenn Sie sozusagen an der Front sind, was gehört unbedingt zu den wichtigsten Eigenschaften, um eine solche Arbeit erfolgreich zu gestalten: Professionalität, Ausdauer, Mut und ein gutes Budget, nicht zu vergessen Glück?

Dr. Claus Kleber: Glück und Ausdauer sind wichtig. Mut ist weniger gefragt. Entscheidend aber ist eine großartige Partnerin wie Angela Andersen – meine Co-Autorin beim Film „Machtfaktor Erde“ und ein Team, auf das man sich jederzeit verlassen kann. 

Peter J. König: Wie ich Ihrem Buch entnehmen konnte, ist die klimatische Veränderung unseres Globus und die daraus resultierenden Folgen für Sie eine existenzielle Angelegenheit der zukünftigen Generationen, was lässt Sie hoffen, dass die Völkergemeinschaft, besonders die boomenden Industrienationen vernünftiger mit dieser Erde umgehen, als die aufgeklärten Länder und Gesellschaften der letzten beiden Jahrhunderte?

Dr. Claus Kleber: China, Indien, Brasilien, Russland – alle diese Länder haben das Gefühl, dass die alten Industrienationen ihnen den Fortschritt nicht gönnen, von dem wir so ungeheuer profitiert und den wir zu einem guten Teil auf Kosten der Umwelt durchgesetzt haben. Sie denken, dass sie jetzt dran sind und wollen sich das nicht von den etablierten Industriemächten verbieten lassen. Das wird nichts, wenn so jeder nur an seine Interessen denkt. Ich setze da sehr auf eine junge Generation, die über ihre eigenen Grenzen hinaus denkt und handelt. Die Revolutionen in der arabischen Welt haben gezeigt, dass sich sofort ein Netzwerk über alle Kontinente hinweg entwickelt hat. Es gab moralische Unterstützung, auch Spendenaktionen und so weiter. Und die Regierungen wurden gezwungen, sich damit auseinander zu setzen. Da hat ein neues Kapitel begonnen, das mir Hoffnung macht. 

Peter J. König: Glauben Sie, dass die menschliche Gier der Vernunft weicht, nur weil den Protagonisten das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht?

Dr. Claus Kleber: Ja, das wird so sein. Die Globalität der Verantwortung hat die Globalität des Schadens aber bisher leider noch nicht überholt.

Lieber Herr Dr. Kleber, ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihr Peter J. König





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