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Helga König im Gespräch mit Prof. Dr. André Niedostadek

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Niedostadek, vor einigen Tagen habe ich Ihr Buch "Handels- und Gesellschaftsrecht für Dummies" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen  einige Fragen stellen.

Helga König: Können Sie kurz etwas über die Buchreihe "Für Dummies" sagen, die ja vom Titel her zumindest eine gewisse Selbsterkenntnis beim potentiellen Leser voraussetzt? 

 Prof. Dr. André Niedostadek
Prof. Dr. André Niedostadek: Die "Für Dummies"-Reihe gibt es sehr erfolgreich seit vielen Jahren weltweit zu allen möglichen Themen, angefangen von so kuriosen Dingen wie "Anorganischer Chemie für Dummies" bis hin zu "Zaubern für Dummies". Einige Neuerscheinungen wie "BGB für Dummies", "Arbeitsrecht für Dummies" oder jetzt "Handels- und Gesellschaftsrecht für Dummies" wenden sich seit dem 20-jährigen Jubiläumsjahr 2011 verstärkt an Studierende, die sich mit juristischen Grundlagen vertraut machen wollen. Die Idee ist es dabei, selbst komplexe Inhalte anschaulich und interessant darzustellen und eine erste Orientierung zu bieten. Dummies-Leser sind also keineswegs naiv oder dumm, sondern wollen ganz einfach auf unterhaltsame Art und Weise einen fundierten Einblick in das Wesentliche bekommen. 

Helga König: Worin unterscheidet sich Ihr Buch von anderen Büchern, die sich mit Handels- und Gesellschaftsrecht für Anfänger befassen?

Prof. Dr. André Niedostadek: Der maßgebliche Unterschied liegt wohl in der Art und Weise der Darstellung. Da kann es sich beispielsweise anbieten, Berührungspunkte zwischen dem amerikanischen Bestsellerautor John Grisham, der Queen und dem Handelsgesetzbuch aufzuzeigen, wenn man das Firmenrecht erläutert, oder klar zu machen, dass die KG keine Karnevalsgesellschaft ist. In einem normalen Lehrbuch wird man dazu kaum etwas finden. 

 Helga König:Worauf haben Sie didaktisch besonderen Wert gelegt? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Manches ließe sich hier nennen. Vor allem sind es wohl drei Punkte: Zum einen finden sich am Anfang eines jeden Kapitels so etwas wie Lernziele, damit gleich klar wird, wohin die Reise geht. Zum anderen ging es darum, durch viele Übungsfälle und Beispiele den manchmal abstrakten „Gesetzes-Code“ zu entschlüsseln. Und schließlich sollen zahlreiche Visualisierungen das Ganze noch einprägsamer machen. Dabei helfen insbesondere zahlreiche Icons, wie sie für die Dummies-Reihe typisch sind. Sie lockern den Text auf. 

Helga König: Macht es Sinn ihr Buch grundsätzlich in Verbindung mit entsprechenden Gesetzestexten zu lesen? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Unbedingt! Das Dummies-Buch bietet vielleicht so etwas wie eine Übersetzungshilfe, um den abstrakten gesetzlichen Regelungen Leben einzuhauchen. Verstehen wird man die aber nur, wenn man sich darauf einlässt, sie parallel zu lesen. Dann kommt sicher auch das eine oder andere Aha-Erlebnis. 

Helga König: Was bezwecken Sie mit Ihren Starterpaketen im Handels- und Gesellschaftsrecht? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Das ist auch so eine didaktische Geschichte. Das Handelsrecht und das Gesellschaftsrecht sind in vielerlei Hinsicht miteinander verzahnt. In anderen Lehrbüchern wird oftmals erst das eine, dann das andere dargestellt. Mir ging es darum, gleich zu Beginn einige zentrale Aspekte hervorzuheben, um interessierten Leserinnen und Lesern eine Orientierung zu geben, bevor es anschließend um Details geht. Daher die „Starterpakete“ zu Beginn des Buches. 

Helga König: Können Sie den Lesern mitteilen, worin Sie die wesentlichste Kaufmannseigenschaft sehen und können Sie dies auch begründen? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Handelsrecht ist Kaufmannsrecht. Daher muss man wissen, was ein Kaufmann im Sinne des Handelsrechts eigentlich ist. Das Handelsgesetzbuch kennt dabei verschiedene Arten von Kaufleuten. Daher gibt es gar nicht mal unbedingt die wesentlichste Kaufmannseigenschaft. Es kommt – wie so oft bei Jura – immer drauf an. 

Helga König: Warum sollten sich Firmengründer in der Bedeutung des Firmenrechts auskennen und dessen Grundzüge verstehen? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Tatsächlich wird das Firmenrecht oft unterschätzt. Handelsrechtlich ist eine „Firma“ ja nur der Name eines Kaufmanns und nicht etwa wie in der Alltagssprache das Unternehmen oder der Betrieb selbst. Dabei sind Namen keineswegs nur Schall und Rauch, sondern ganz im Gegenteil wichtige Merkmale der Unternehmensidentität. Gerade für Existenzgründer, die im Wettbewerb Fuß fassen wollen, ist es daher wichtig, sich damit zu befassen, zumal sich auch interessante Bezugspunkte zu anderen Rechtsbereichen ergeben, etwa dem Markenrecht. 

Helga König: Die allgemeinen Regelungen zu Handelsgeschäften sind für jeden, der solche tätigt, natürlich interessant. Welche Ausnahmen von den Regelungen gilt es besonders zu beachten?

Prof. Dr. André Niedostadek: Als der Gesetzgeber vor über hundert Jahren das Handelsgesetzbuch verabschiedet hat, da gab es einige Regelungen, die hat er etwas unsortiert wie Kraut und Rüben im Handelsgesetzbuch untergebracht. Als allgemeine Regelungen gelten sie für alle Arten von Handelsgeschäften. Und wo es allgemeine Regelungen gibt, da gibt es auch spezielle Regelungen. Die sieht das Handelsgesetzbuch für ein paar ausgewählte Handelsgeschäfte vor, wie etwa den Handelskauf. Gleiches gilt übrigens auch für das Fracht-, Speditions- oder Lagergeschäft. Die werden im Studium zwar meist nur stiefmütterlich behandelt, sind aber wirtschaftlich überaus bedeutsam. Man braucht sich nur die unzähligen LKW anschauen, die Tag für Tag kreuz und quer im Land unterwegs sind. 

Helga König: Weshalb gibt es für die Regelungen der GmbH ein eigenes Gesetz? 

Prof. Dr. André Niedostadek: Das lässt sich historisch erklären: Das Handelsgesetzbuch gibt es seit 1900, ein eigenes Gesetz für die GmbH aber bereits seit 1892! Übrigens ist die GmbH als Gesellschaftsform später in vielen anderen Ländern weltweit zum Vorbild geworden. Die GmbH als Rechtsform war damit so etwas wie ein Exportschlager. 

 Helga König: Was versprechen Sie sich für junge Studenten von Ihren Falllösungen? 

 Prof. Dr. André Niedostadek: Bei Jura geht es nicht darum, bloß abstraktes Wissen anzuhäufen. Viele Studierende sind später in der beruflichen Praxis gefordert, mit rechtlichen Regelungen umzugehen und sie anzuwenden. Wie das funktioniert lässt sich schon frühzeitig üben. Verschiedene Fälle und Lösungen im Buch bieten dazu Gelegenheit. Ganz nebenbei lässt sich so auch leichter lernen. Man schlägt also mehre Fliegen mit einer Klappe – ganz im Sinne der Dummies …

Lieber Herr Prof. Dr. Niedostadek, ich danke Ihnen für  das aufschlussreiche Interview.

Helga König

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