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Peter J. König im Gespräch mit Sven Hannawald, Sieger der Vierschanzentournee.

Lieber Sven Hannawald vor geraumer Zeit habe ich Ihr Buch "Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben" rezensiert.  Dazu möchte ich Ihnen heute einige Fragen stellen.

Peter J. König: Welcher Berg war für Sie schwerer zu erklimmen, die Position des gefeierten Supersportlers oder das Plateau des in sich ruhenden, selbstbestimmenden, das Leben bejahenden Menschen?

 Sven Hannawald©
Verlag Zabert Sandmann / Ulrich Pramann

Sven Hannawald: Die Position des gefeierten Supersportlers bedingten eine große Leistungsbereitschaft und viele sportliche Anstrengung. Sie war insofern schwerer zu erreichen als die Entscheidung der Ruhe Raum zu schenken.

Peter J. König: Was haben Sie im Rückblick auf Ihre sportliche Kaderausbildung in der DDR als positiv ausgemacht, und was erlebten Sie eher kontraproduktiv?

Sven Hannawald: Kontraproduktiv war im Grunde nur die Tatsache, dass ich im Alter von zwölf Jahren nicht mehr bei meinen Eltern leben konnte. Als positiv werte ich, dass ich sehr früh schon viel Disziplin erlernt habe. Ohne diese Disziplin ist ein solcher Erfolg nicht möglich. Ich lernte früh, worauf es ankommt. Ich lernte speziell extreme Konzentration und jedes Training diszipliniert ab zufahren.

Peter J. König: War Ihnen in jungen Jahren manchmal schon klar, welchen hohen Preis Sie für Ihren Erfolg zu zahlen hatten, und nicht speziell in Bezug auf Ihre späteren Folgen, sondern allein um das Leben eines jungen heranwachsenden Sportlers?

Sven Hannawald: Das war mir nicht bewusst. Man wächst in ein Thema hinein, geht seinen Weg und fühlt nicht wie hart er ist, weil man ja nicht sofort alles geben muss.

Peter J. König: Sind Sie eigentlich ein kompromissloser Verfechter jeglichen Leistungssports?

Sven Hannawald: Junge Menschen entscheiden sich für einen bestimmten Leistungssport und dieser bedingt eine extreme Härte des Trainings. Diese Härte gegen sich selbst ist die Kehrseite des Erfolgs. Das muss man wissen.

Peter J. König: Wie muss man „gestrickt“ sein, um sich diesen Strapazen zu unterwerfen und wann kann man sagen, es hat sich gelohnt?

Sven Hannawald: Man muss ein gewisser Typ sein. Nicht jeder ist zur Härte gegen sich selbst und zur Stärke fähig. Wer den entsprechenden Biss hat, der hat auch dann, wenn er sich sehr anstrengt Spaß dabei und schließlich auch Erfolg.

Peter J. König: Was haben Sie für Ihr weiteres Leben aus all den Erfahrungen, die Sie in Ihrer Biografie veröffentlicht haben, gelernt?

 Sven Hannawald
© Verlag Zabert Sandmann / Ulrich Pramann
Sven Hannawald: Ein normales Leben zu führen, andere Prioritäten zu setzen, auch die Zeit zu genießen. Früher zählte für mich primär der Sport und dann erst kam die Beziehung. Genau dies hat sich geändert. Heute möchte ich alles in meinem Leben in Einklang bringen.

Peter J. König: Sind Sie ein Mensch, der mittlerweile nach einem solchen Medienhype, wie Sie ihn erlebt haben, die Öffentlichkeit braucht, oder können Sie sich durchaus auch ein beschaulicheres Leben vorstellen?

Sven Hannawald: Jeder Sportler schätzt es natürlich im Mittelpunkt zu stehen und die Früchte des Erfolgs- die Anerkennung- zu erleben. Auch ich liebe dies, bin aber nicht süchtig danach, denn es ist sehr angenehm auch die Ruhe zu genießen.

Peter J. König: Kommen Ihnen auf der Straße noch immer, besonders die Mädels mit Autogrammwünschen entgegen oder lässt man Sie mittlerweile auf der Maximilianstraße oder am Stachus in München weitestgehend in Ruhe?

Sven Hannawald: Es ist ein großer Vorteil für einen prominenten Sportler in einer Stadt zu leben, weil man ihn dort nicht immer sofort erkennt. Zwar werde ich auch heute noch angesprochen, doch in einer Großstadt wie München relativiert sich dies und man kann durchaus auch ungestört seine Einkäufe tätigen.

Peter J. König: Können Sie sich vorstellen, eine zweite Karriere in den Medien aufzubauen, ähnlich wie einst z.B. Hans-Jürgen Bäumler der Eisprinz es unternommen hat?

Sven Hannawald: Das ist noch unklar. Derzeit trage ich ein wenig zur Olympiabewerbung Münchens bei, bemühe mich im Verband um die Belange des Nachwuchses. Auf den vielen Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen werde, schaue ich mich um, weil ich mich orientieren möchte und die Richtung noch nicht feststeht. Ich lasse mir Zeit für einen neuen Weg.

Peter J. König: Naheliegend wäre doch Ihre Erfahrungen an junge Skispringer weiter zu geben, gibt es deshalb diesbezügliche Überlegungen?

Sven Hannawald: Es fanden bisher nur Gespräche mit dem Skiverband statt was den Nachwuchs angeht. Ansonsten gibt es noch nichts Konkretes, die Zukunft ist noch unbestimmt.

Lieber Sven Hannawald,  herzlichen Dank für das erhellende Interview
Ihr Peter J. König

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