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Helga König im Gespräch mit David Albrecht, Parfümerie Albrecht in Frankfurt/Main

Lieber Herr Albrecht vor geraumer Zeit habe ich drei  Duftkreationen aus Ihrem Hause auf "Buch, Kultur und Lifestyle"  rezensiert und möchte unseren Lesern  nun Ihr  bereits von Johann Wolfgang von Goethe geschätztes Unternehmen vorstellen. Deshalb auch möchte ich einige Fragen an Sie richten.

Helga König:  Die Parfümerie Albrecht wurde im Jahre 1732 gegründet. Können Sie unseren Leser ein wenig über die Anfänge Ihres überregional bekannten Hauses mitteilen?

 David Albrecht
Foto: Privat
David Albrecht:  Der Pfarrerssohn Phillip Gallus Mettenheimer zog damals aus der Wetterau in die freie Reichsstadt Frankfurt und lernte die verwaiste "Jungfer Semler" kennen und lieben. Deren Familie hatte eine Materialwarenhandlung am Krönungsweg vom Römer zum Dom. Mit der Heirat von Anna Maria Semler und Phillip Gallus wurde die Firma in „Mettenheimersche Droguen- und Materialwaarenhandlung“ umbenannt und das ursprüngliche Sortiment von Sämerein und Farben um "alle Arten von französischen und italiänischen Parfümeriewaaren, Liquers, Quintessencen, wohlriechende Gewässer, allerlei Sorten Essig, Sänft und sonstige dergleichen Waaren, Pflanzen, Balsame, Oele, Gummata, Steine, Berg-Producte, Hölzer und die zur Chymie erforderlichen Instrumente" erweitert. Die Gewährung des Bürgerrechts der Stadt Frankfurt für Phillip Gallus am 26. August 1732 ist der dokumentierte Gründungstag unseres Unternehmens, das eigentlich sogar einige Jahre älter ist. 

Helga König: Wie war es möglich, dass das Haus Mettenheimer in damaliger Zeit Kunden in Leipzig, Köln und Saarbrücken und Ländern wie Holland akquirieren konnte?

David Albrecht:  Das ermöglichte die Stellung Frankfurts als damals schon bedeutender Messe- und Handelsplatz. An Stelle des Hauses "Zum Würzgarten" stand zuvor bereits ein Gebäude, in dem Gewürzhändler während der Messen ihre Waren präsentieren und lagern konnten. Es ist schön zu sehen, dass wir heute immer noch Kunden aus der ganzen Welt haben. 

Helga König:  Wie darf man sich die Duftmischung des Eau de Cologne vorstellen, die sich Goethe einst von Weimar aus bei Ihnen bestellte?

 Klicken Sie hier zur Rezension:
Palais (1816) Ville de Frankfort
David Albrecht: „Einfach“ im besten Sinne. Die angebotenen Colognes waren keine raffinierten, komplexen Duftkompositionen, sondern wie in ganz Europa die Nachahmung und Weiterentwicklung des jahrhundertealten Rezeptes aus Florenz, das von cleveren Kaufleuten nach Köln gebracht worden war und dort seinen "Markennamen" erhielt. Diese Duftwässer waren sehr populär, wirkten erfrischend und desinfizierend. Am ähnlichsten dürfte eines der heute noch erhältlichen Colognes von "Officina Pharmaceutica di Santa Maria Novella" sein. Leider sind alle Rezepturen, die es mit Sicherheit gegeben hat, beim Brand des Stammhauses vernichtet worden.

Helga König:  Am 22. März 1944, dem 112 Todestag Goethes wurde die Frankfurter Altstadt durch Bombenangriffe vollständig zerstört. Was bedeutete dies für die Besitzer der Häuser „Zum Würzgarten“ und "Zur goldenen Schere"?

David Albrecht:  Zu diesem Zeitpunkt war die Firma bereits einige Jahre in Groß- und Detailhandel aufgeteilt worden und die Familie Mettenheimer hatte längst beide Unternehmen verkauft. Die „Domdrogerie Mettenheimer“ verlor durch diese Bombardierung ihre seit 212 Jahren genutzten Lager- und Verkaufsräume und musste in der Kirchnerstrasse, beim Hotel "Frankfurter Hof", neu beginnen.

Helga König: Welche Veränderungen des Hauses Albrecht gab es seit 1973?

David Albrecht:  Meine Eltern, Anita und Frank Albrecht übernahmen die Drogerie und verlegten den Laden in die Große Bockenheimer Str. 37. Sie hatten das richtige Gespür dafür, dass die Zeit der klassischen Drogerie ihrem Ende entgegenging und wandelten ihr Geschäft konsequent in eine Parfümerie um. Mit dem Kauf der "Parfümerie der Dame" und ihrem eleganten Kosmetikinstitut an der Goethestrasse rundeten sie diese Entwicklung ab. Ab den 90er Jahren gingen meine Eltern erneut einen eigenen Weg und begannen, das Sortiment stärker auf individuelle, hochqualitative Parfum- und Kosmetik-Marken auszurichten. So haben wir heute z.B. ein auch im europäischen Vergleich sehr beachtliches Angebot an Parfums, die eben nicht in Drogerie-Märkten, Kaufhäusern oder bei Douglas verkauft werden, sondern nur in den Top-Geschäften auf der ganzen Welt.

Helga König: Ihr Unternehmen verfügt über 40 Mitarbeiter, die in Ihren Parfümerien und Ihrem Kosmetikinstitut arbeiten. Kommen ihre Kundinnen primär aus dem Rhein-Main-Gebiet und was erhoffen sie sich bei Ihnen zu bekommen, ewige Jugend und dauerhaft gutes Aussehen?

David Albrecht:  Unsere Kundinnen und Kunden kommen in erster Linie in der Tat aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet, aber auch aus Würzburg, Koblenz, Mannheim oder Erfurt. Dazu kommen Touristen aus Russland, China, den arabischen Staaten und Europa. Wenn geschäftliche Besucher Frankfurts nur 1 – 2 Mal im Jahr in der Stadt sind, dann aber immer bei uns einkaufen, freuen wir uns natürlich besonders über das Vertrauen dieser Stammkunden.

Helga König:  Können Sie unseren Lesern etwas über Ihr Kosmetikinstitut "Elements of Beauty" berichten?

 Klicken Sie hier zur Rezension:
Les Roses de Frankfort  BETTINA
David Albrecht: Das Kosmetikinstitut in der Goethestrasse 27 hat, wie schon gesagt, eine lange Tradition in Frankfurt und wir setzen diesen Weg fort: Pflege und Entspannung für Gesicht und Körper, die neuesten Innovationen berücksichtigend, aber ohne Schnickschnack, den keiner braucht. Dazu Maniküre, Pediküre und Depilation. Alles in einem angenehmen, luxuriösen, aber legeren Ambiente zum Wohlfühlen.

Helga König:  In Ihren Parfümerien werden nicht zuletzt sehr hochwertige Düfte angeboten. Worauf sollte eine Frau bei der Entscheidung für einen bestimmten Duft achten?

David Albrecht:  In unserer Beratung und unserem Sortiment nehmen wir keine Trennung mehr zwischen Männern und Frauen vor. Niemand sollte gezwungen sein, den vorgegebenen Herrenduft/Damenduft-Schematas der großen Parfüm-Konzerne folgen zu müssen. Natürlich gibt es femininere und maskulinere Düfte, aber soll ich einen Mann zwingen kein Vanille-Parfum zu tragen, wenn es ein Traum auf seiner Haut ist? Wer ein Parfum sucht sollte sich auf einen Dialog mit unserem Team einlassen, Fragen zulassen nach Dingen die gefallen oder nicht, offen sein für neue Duft-Erfahrungen.

Helga König: Ihr Haus kreiert ja auch einige Reihe eigener Düfte, (drei davon habe ich gerade auf „Buch, Kultur und Lifestyle“ vorgestellt). Steht eine bestimmte Philosophie hinter Ihren hauseigenen Düften?

David Albrecht: Wir haben unsere Parfums bewusst nicht an den Mainstream-Geschmack angelehnt (das wäre einfach), vermeiden aber auch uns in avantgardistischen oder zu extremen Kreationen zu versuchen (dazu ist der Respekt vor den "wahren", ausgebildeten Parfumeuren, mit ihren erstaunlichen Fähigkeiten und Fachwissen zu groß. Angesichts unserer Unternehmensgeschichte halten wir uns an klassische Themen der feinen Parfümerie, manchmal leicht modernisiert, manchmal unverändert kantig und altmodisch. Das ist zum Teil sicher nicht jedermanns Sache, findet aber auch seine Liebhaber.

Helga König: Auf welchen wichtigen Messen halten Sie sich auf, um stets auf dem Laufenden zu sein, was interessante und hochwertige Kosmetik- und Parfümmarken anbelangt?

 Klicken Sie hier zur Rezension: Goethes Rosenwasser
David Albrecht:  Wir besuchen die Beauty-Messen in Bologna und Paris, dazu die "Maison&Objet", ebenfalls in Paris. Noch wichtiger für uns sind die kleinen, aber sehr exquisiten Parfum-Messen "Pitti Fragranze" in Florenz und "Exscence" in Mailand. Zusammen mit den Besuchen in London und New York ergibt sich so ein gutes Bild, was Trend wird und / oder qualitativ andauert.

Helga König:  Können Sie den Lesern Näheres zu Ihrer Schminkschule verraten?

David Albrecht:  Unsere Schminkschule erfreut sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit in Frankfurt. Beraten und angeleitet von erfahrenen Visagistinnen lernen die Teilnehmerinnen neue Trends oder - je nach Wunsch und Kenntnisstand – Basis-Techniken für das perfekte Make up kennen. Wir bieten die Kurse als individuelles Einzel-Training oder in der Gruppe mit vier Teilnehmerinnen pro Visagistin an.

Helga  König: Welcher Frauentyp entscheidet sich für "Goethes Rosenwasser" und wird dieser Duft auch in Weimar angeboten?

David Albrecht:  In meiner Vorstellung wird "Goethes Rosenwasser" natürlich von literarisch interessierten Damen und Liebhaberinnen klassischer, reiner Rosendüfte getragen. Die Realität aber zeigt überraschend und öfter als gedacht, dass der Duft auch junge Frauen ohne den genannten Hintergrund anspricht. Natürlich ist das Parfum ein beliebtes Geschenk und hat auch bei Touristen (vor allem aus dem arabischen Raum) eine hohe Akzeptanz.

Lieber Herr Albrecht, ich danke Ihnen vielmals für das aufschlussreiche  Interview.
Ihre Helga König

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