Dieses Blog durchsuchen

Helga König im Gespräch mit dem Künstler Helmut Findeiß

Lieber Helmut Findeiß, heute möchte ich  Sie den Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" vorstellen, weil mich Ihre Bilder sehr beeindrucken. Deshalb auch möchte ich einige Fragen an Sie richten. 

Helga König: Befasst man sich mit Ihrer Vita, so erfährt man, dass Sie lange Jahre als Rechtsanwalt in München tätig waren, bevor Sie die Malerei für sich entdeckt haben. Können Sie unseren Lesern berichten, wie es dazu kam? 

Hellmut  Findeiß
Helmut Findeiß: Die Malerei habe ich durch einen reinen Zufall entdeckt, durch ein Missgeschick. Ich habe zur Hochzeit meiner Tochter einen Stammbaum kalligraphiert, dazu hatte ich Unterlagen einer Großtante. Das "Schönschreiben" war etwas, was ich im Ruhestand aktivieren wollte - das einzige aus der Schulzeit stammende künstlerische Relikt, das mich fasziniert hat. Der Stammbaum sollte natürlich koloriert werden, so ist man einen Stammbaum gewohnt; und das ging schief, kein Verhältnis zur Farbe. Nochmals, ohne Farbe, hatte letztlich auch seinen Reiz. Aber ich hatte Farbe "geschnuppert" und dann das große Glück, eine ehemalige Klientin zu haben (Absolventin der Kunstakademie und Kunsterzieherin), die mich an einem Wochenende in das weite Feld der Farben eingeführt hat. Das war der Beginn und Auslöser einer zwischenzeitlichen Leidenschaft. 

Helga König: Wie definieren Sie den Begriff "Kunst"?

Helmut Findeiß: Diese Frage habe ich befürchtet! Ergebnis kreativer Tätigkeit, das ist zu wenig: auch wohl unbewusste Kritzeleien von Kindern können Kunst sein. Es entscheidet der Betrachter, was Kunst ist. Ein kreativer Prozess kann zur Kunst werden, zum Kunstwerk. Kunst zu fertigen, benötigt wohl Geduld, die man lernen muss - Demut vor dem Auge des Betrachters, aber vor allem vor dem eigenen Anspruch, etwas außergewöhnliches, nicht alltägliches zu schaffen. 

Helga König: Womit beschäftigen Sie sich in Ihren Werken primär?

Helmut Findeiß: Meine Werke haben nicht unbedingt ein Zielrichtung und keine ausgeprägte Thematik, so dass ich diese Frage nicht schlagwortartig beantworten kann. Vorgegebene Themen bereiten mir Druck, ich gehe lieber an die Leinwand heran und lasse die Sache sich entwickeln - es wird irgendetwas herauskommen. Ein Eindruck, ein Gefühl, das ich nach innerlicher Verarbeitung spontan abstrakt wiedergebe - aus dem Bauch heraus! Für mich wird etwas verarbeitet, was mich bewusst oder unbewusst beschäftigt. Ich sehe das Ergebnis für mich, will dem Betrachter in der Regel aber keinen Titel vorgeben: abstrakte Werke sieht ohnehin jeder anders und das ist gut so. 

Helga König: Welche Bedeutung haben für Sie die Farben in Ihren Arbeiten? 

Helmut Findeiß: Die Farbe spielt für mich eine große Rolle. Mit Farbe lassen sich alle Gefühle ausdrücken. Ich habe keine Angst, Farben nebeneinander zustellen, die nach Grundsätzen der Farblehre eigentlich passen. Darin sehe ich den Vorzug Autodidakt zu sein, ich probiere laufend und höre auf die Farben, die mir sagen, wie, wo sie auf der Leinwand wirken wollen. Es gibt Phasen, in denen mal die eine, mal die andere Farbrichtung die größere Rolle spielt. Faszinierend kann die sogenannte Nichtfarbe "Schwarz" sein, es kommt nur auf die Verarbeitung an. 

Helga König: Welche Materialien verwenden Sie mit Vorliebe?

Helmut Findeiß: Das Spektrum der von mir verwendeten Materialien ist relativ groß. Es beginnt bei den Medien, auf denen ich arbeite: natürlich die Leinwand, Holz, Metall, Papier, Karton usw. Auf diesen Malmedien arbeite ich mit Acrylfarben, ab und an mit Collageelementen, Sand, Pigmenten - ja eigentlich mit allem, was sich auf dem Untergrund “befestigen” lässt. Nicht vergessen darf ich Tusche, die ich für kalligraphische Elemente einsetze, meine für mich typischen Linien und für Schrift, die ich gerne unmittelbar in den Werken aufbringe. 

Helga König: Möchten Sie mit Ihren Bildern Botschaften übermitteln? 

Helmut Findeiß: Diese Frage beantworte ich mit NEIN. Konkrete Botschaften habe ich an die Betrachter nicht, allenfalls, wenn das als Botschaft verstanden wird, will ich etwas Ruhe übermitteln; zu große Unruhe in den Bildern, in der Farbgebung, verleiten mich ständig, das Werk zu verändern. 

Helga König: Sie können bereits auf eine Reihe von Ausstellungen zurückblicken. Wie konnten Sie sich so rasch in der Kunstszene etablieren? 


Helmut Findeiß: Ausstellungen, Ausstellungsmöglichkeiten sind
die einzige Möglichkeit, sich zu präsentieren. Dabei hat die Mitgliedschaft im hiesigen Kunstverein primär beigetragen. Gemeinschaftsausstellungen, Einzelausstellungen - so nach und nach erwirbt man Aufmerksamkeit. Eine nicht zu unterschätzende Plattform bietet mir das Internet - hier habe ich zwischenzeitlich eine große Anzahl von künstlerische tätigen Freunden gefunden, mit denen sich man auch fachlich austauschen kann. Ob ich bereits etabliert bin in der Kunstszene? Es wäre vermessen, dies zu bejahen, ich freue mich, dass meine Werke gut ankommen und hoffe, dass ich künftig die an mich selbst gesetzten Ansprüche erfüllen kann. 

Helga König: Sie werden demnächst in der Galerie Benedict in Wien ausstellen. Können Sie dazu kurz etwas sagen?

Helmut Findeiß: Meine anstehende Ausstellung in der Galerie Benedict in Wien empfinde ich als große Ehre. Ich kann mein Werk erstmals international zeigen - Dank für die Anfrage der Galerie, diese Einzelausstellung zu machen. Es ist spannend und für mich aufregend… 

Helga König: Welches Projekt planen Sie in diesem Jahr mit 15- 20 Künstlern weltweit?

Helmut Findeiß: Bei dem weltweiten Projekt handelt es sich um ein Ausstellungsprojekt, das eine alternative Vision auf die geheimnisvolle Welt des berühmten und bislang nicht entschlüsselten VOYNICH - Manuskripts bieten soll. Die teilnehmenden Künstler sollen/wollen versuchen, mit dem ihnen eigenen künstlerischen Ansatz zu Diskussionen und Dialog über das Voynich - Manuskript beizutragen. Ich beschäftige mich schon fast täglich mit diesem Projekt und damit, wie ich mich der Sache künstlerisch nähern kann - Ideen habe ich, die können aber hier nicht verraten werden.

Helga König: Woran arbeiten Sie derzeit? 

Helmut Findeiß: Woran ich arbeite? Es gibt hier einige Leinwände, die nach Bearbeitung verlangen. Ich habe wundervolle Leinenbettlaken (aus meiner “Nebenbeschäftigung” im Fahrdienst der Malteser), die ich endlich bearbeiten will, wegen der Größe aber erst nach der Wien - Ausstellung dazukommen werde. Die Fingerfertigkeit erhalten mit kleineren Werken, Kalligraphie - ja daran werden ich jetzt arbeiten.

Lieber Helmut Findeiß, ich danke Ihnen für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen