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Peter J. und Helga König im Gespräch mit #Thomas_Hensel, Inhaber des Weinguts Hensel in Bad Dürkheim/Pfalz

Lieber Herr Hensel, vor geraumer Zeit haben wir drei Ihrer Weine auf "Buch, Kultur und Lifestyle“ vorgestellt. Heute nun möchten wir einige Fragen zu Ihrem Weingut an Sie richten.


Helga König: Bad Dürkheim in der Pfalz ist den meisten Lesern durchaus ein Begriff, deshalb berichten Sie doch bitte einmal, weshalb die Gegend sich für den Anbau besonders guter Weine eignet? 

 Thomas Hensel
Inhaber des Weinguts Hensel
Thomas Hensel: In kaum einem anderen Landstrich Deutschlands findet sich neben den Reben eine derart reiche Anzahl mediterraner und exotischer Pflanzen. Bad Dürkheim genießt pro Jahr etwa 1.800 Sonnenstunden oder 225 Sonnentage. Schutz vor Wind und Wetter leistet das Haardtgebirge, der Rand des Pfälzer Waldes, ganz nebenbei das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Zusätzlich profitieren wir von der Rheinebene im Osten, die als Autobahn für warme Luft aus dem Süden wirkt. 

Peter J. König: Weshalb sind Sie eigentlich Winzer geworden? 

Thomas Hensel: Wenn man in so einem Familienunternehmen "WEINGUT" aufwächst und von Kindestagen an ständig über Wein, Wetter, Anbau, Keller, Abfüllung etc. gesprochen wird und die Kinderaugen Traktoren, Stapler und andere Maschinen sehen, wächst man da so hinein. Ich bin Winzer geworden, weil ich die Individualität liebe. Es gibt annährend 2000 Winzer allein in der Pfalz. Jeder baut Riesling, Weissburgunder, Spätburgunder etc. an ABER bei jedem schmeckt es anders. Das fasziniert mich immer wieder. 

Helga König: Wie sieht Ihre Philosophie des Weinmachens aus? 

Thomas Hensel: Unsere Devise lautet immer: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Das gilt für die Weinbergsarbeit als auch für den Ausbau der Weine. Gute Weine entstehen im Weinberg, mit und nicht gegen die Natur. Dabei richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf größtmögliche Lebendigkeit und Vitalität im Boden, in den Reben und in den Weinen. Wir leben mit der Natur, beobachten sie und lernen täglich. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nachhaltige Denk- und Wirtschaftsweisen uns als Langzeit-Strategien dienen um wieder lebendige Produkte zu erzeugen, die den Menschen gut tun und zukünftigen Generationen die Basis sichern. Wir leben in einer Zeit, in der die globale industrielle Uniformierung am Weinsektor fortschreitet. Diese bringt glatte, Jahr für Jahr gleich schmeckende Weine in beliebigen Mengen hervor. Daneben gibt es weiterhin handwerklich hergestellte Weine mit Individualität und Charakter. Dies sind Weine mit Seele. Für diesen Weg haben wir uns entschieden. Es bereitet uns eine tiefe Freude und Erfüllung im achtsamen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde gute Qualität zu erzeugen. Für uns kann nur echter, authentischer Wein ein Mehr an Trinkvergnügen, bekömmlichem Genuss und Sinnlichkeit bereiten. 

Peter J. König: Das Etikett auf Ihren Weinflaschen überzeugt durch einen modernen Auftritt, wie zeigt sich dieser bei ihren Weinen? 

 Thomas Hensel
Thomas Hensel: Tatsächlich haben die Etiketten ab 2011 ein neues Design erfahren. Jetzt steht visuell mit je zwei markanten Buchstaben im Vordergrund, was für Genießer das Wichtigste ist: Die Rebsorte. Ich glaube aber, dass unsere Weine ganz grundsätzlich nicht viel anders ausgebaut werden als vor 25 oder 50 Jahren. Was moderner und zeitgemäßer ist sind natürlich die Abläufe mit dazugehörigen Maschinen (Kelter, Pumpe, Kühlung) um die Weine möglichst schonend ohne Aromaverluste in die Flasche zu bringen. Ich bevorzuge zum Beispiel den "sur-lie"-Ausbau, ein längerer Feinhefekontakt nach der Gärung. Die Weine bekommen Zeit sich selbst zu klären und ich muss weniger den Filter ansetzen und pumpen. Ist nicht unbedingt "modern" aber zielführend.

Helga König: Was können Sie unseren Lesern über Ihre ausgezeichneten Lagen berichten? 

Thomas Hensel: Puh, über die einzelnen Lagen gäbe es viel zu erzählen in Sachen Entstehung der Namen, Größe, Böden etc. von zum Beispiel: Spielberg, Rittergarten, Steinberg, Fronhof, Nonnengarten, Hochbenn, Bettelhaus oder Fuchsmantel. Grundsätzlich herrschen in und um Bad Dürkheim die "leichteren" Böden vor. Meist Buntsandsteinverwitterungsböden mit mehr oder weniger Löß-Lehm-Auflage. Das Weingut Hensel verwendet die Einzellagen auf den Etiketten ausschließlich bei der Rebsorte RIESLING, weil man aus meiner Sicht beim Riesling am besten die Bodenbeschaffenheit und deren Unterschiede erschmecken kann. Bei den anderen Rebsorten verzichte ich bewusst auf die Lagenbezeichnung (aus Vermarktungsgründen) und setze lieber auf Lagen-Cuvées und deren Vorteile. 

Peter J. König: Weshalb bauen Sie so viele unterschiedliche Rebsorten an, hängt dies u.U. auch mit der Erderwärmung zusammen? 

Thomas Hensel: Die PFALZ war traditionell schon immer recht breit aufgestellt in Sachen Rebsortenvielfalt. 45 weiße und 22 rote Rebsorten sind in der Pfalz zugelassen. Dies ergibt pfalzweit einen Weisswein-Anteil von 63 % und 37 % Rosé- und Rotwein. Wir nutzen davon nur 9 weiße Sorten und 8 rote Sorten mit ziemlich genau 50/50 Wein- und Rotweinproduktion. Das heißt wir haben einen relativ hohen Anteil an Rotwein und falls es tatsächlich eine langfristige Erderwärmung geben sollte, sind wir vorbereitet. Liegt aber eher daran, dass ich ein Faible für Merlot, Cabernet und Syrah und Pinot habe. 

Helga König: Ihre Familie betreibt Weinanbau seit über 300 Jahren. Wie sieht da das Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne aus? 

Thomas Hensel: Die Tradition ist die Voraussetzung, um Neues zu schaffen – ganz besonders beim Wein. Selbstgefälliges Verharren ist unsere Sache nicht. Es gilt aber ein Gleichgewicht von Möglichkeiten und Zeitrahmen zu finden, um diese Ideen verwirklichen und gleichzeitig Raum für Kreativität und Vision zu schaffen. Das Weingut Hensel hat in der Vergangenheit immer versucht die Weine zu verbessern. Die Erfahrungen daraus sind das Rüstzeug für die Zukunft. "Beim Wein ist es nicht so wichtig sein Ziel schnell zu erreichen, viel mehr aber in die richtige Richtung zu gehen und nicht vom Weg abzukommen."

Peter J. König: Was gibt es zur Vermarktung Ihrer Weine zu sagen, sowohl national als auch international? 

 Thomas Hensel
Thomas Hensel: Der Hauptmarkt ist ganz klar in Deutschland. Hier verkaufen wir 85 % unserer Produkte. Exportiert wird Henselwein hauptsächlich nach Belgien, Niederlande, Schweiz, Japan und China. Die Vertriebsstruktur in Deutschland gliedert sich wie folgt auf: 50 % Fachhandel, 40 % ab-Hof und 10 % Gastronomie. 

Helga König: Die Bezeichnung Ihrer Weine ist ja nicht gerade üblich. Was hat es damit auf sich?

Thomas Hensel: Nun, es gibt mehrere Hensel`s in und um Bad Dürkheim, die mit Wein zu tun haben. Unser Weingut liegt mitten in den Weinbergen neben dem Dürkheimer Sport- und Segelflugplatz. Aufgrund dieser Nähe und als Alleinstellungsmerkmal kam ich auf die Idee meine Kollektionen AUFWIND – HÖHENFLUG – IKARUS zu nennen. D.h. symbolisch gesehen, je höher bzw. je näher zur Sonne je kräftiger, stoffiger sind die Weine. AUFWIND  Basiswein - HÖHENFLUG  Premiumwein - IKARUS  Super-Premiumwein Ich verzichte damit bewusst auf Begriffe wie Kabinett, Spätlese, Auslese bzw. verwende diese nur bei restsüßen Weinen. 

Peter J. König: Gibt es Veranstaltungen in Ihrem Weingut, um Ihre Weine vor Ort probieren zu können? 

Thomas Hensel: Im Jahr 2015 gibt es wieder eine Großbaustelle auf dem Gut, da ein neuer Verkostungsraum entstehen wird. Deswegen wird es keine große Veranstaltung geben. Trotzdem haben wir Montags bis Samstags geöffnet und alle Weine stehen zum Probieren bereit. Wir freuen uns auf Ihren Besuch….. 

Lieber Herr Hensel, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Interview.
Ihre Helga König, Ihr Peter J. König

Bitte klicken Sie auf den Link, dan gelangen Sie zum Weingut Hensel und können den Wein bestellen: http://henselwein.de/

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