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Helga König im Gespräch mit Jando, dem Autor des Buches "Sternenreiter" KoRosNord

Lieber Jando gestern habe ich Ihr Buch "Sternenreiter" rezensiert und möchte heute dazu einige Fragen an Sie richten. 


Helga König: Vermuten Sie, dass Schicksalsschläge nicht selten zu einer Veränderung der Lebensführung dienen? 

 Jando
Foto: Mandy Vollmer
Jando: Ich denke, dass Schicksalsschläge die Möglichkeit bieten, das Beste aus sich herauszuholen. Viele Menschen erleiden solche Schicksalsschläge. Die einen neigen zur Demut und geben sich dem Schicksal hin, die anderen zeigen dem Schicksal die Stirn und das Kinn und nehmen den Wink und die Aufgaben an und auf. 

 Helga König (2015)
Helga König: Ihre Geschichte "Sternenreiter" hat m.E. einen bemerkenswerten lebensphilosophischen Ansatz. Lässt sich dieser durch das Buch an unterkühlte Technokraten weitervermitteln? 

Jando: Ein sog. Technokrat schaut auf Zahlen und technisch erklärbare Zusammenhänge. Ich kann mir gut vorstellen, dass trotz allem der eine oder andere Technokrat sich den hier gemeinten Ansatz näher anschaut und für sich zulässt. Die alten Philosophen stehen größtenteils ja auch außer Frage, obwohl das eine oder andere technokratisch nicht zu untermauern ist. 

Helga König: Wie reagieren Männer, die im Berufsleben viel Stress haben, auf dieses Buch?

Jando: Jeder Mensch ist auf seiner eigenen Reise. Wer viel Streß hat, ist bestrebt, den Streß abzubauen. Das findet normalerweise über Sport, Freizeit, Fitness statt, weniger, indem man sich selber reflektiert. Von daher glaube ich schon, dass es wichtig ist, aus seinen alteingesessenen Bahnen herausgeworfen zu werden, um sich aus einer anderen Sicht einmal zu betrachten. Für die meisten ist eine Initialzündung wichtig. 

Helga König: Vermuten Sie, dass Menschen, die beruflich sehr nach Erfolg streben und wenig Zeit für die Familie haben, den emotionalen Zugang zu Frau und Kindern verlieren? 

 Jando
Foto: Mandy Vollmer
Jando: Das glaube ich nicht. Ein Mann ist ja eher bestrebt, gerade seiner Familie Sorglosigkeit und ein warmes Heim zu bieten, wenn es die oben aufgeführten Rollen betrifft. Er sieht es als seine Pflicht an, so zu verfahren. Die Familie ist der Hort - das Nest auch für den Mann. Der Druck und das sog. Hamsterrad führt dazu, dass er dann, um eben die Sorglosigkeit weiter aufrechtzuerhalten, Termine durchaus über die Familie stellen könnte. Es hat aber durchaus auch andere Persönlichkeiten großen Unternehmertums gegeben, die klar sagten, dass die Woche gearbeitet wird und das Wochenende gehört der Familie. Ich glaube, das ist heute durchaus noch populär. 

 Helga König
Helga König: Weshalb können Lichtgestalten wie der kleine Junge im Buch, das Herz von Menschen leichter öffnen als übliche Ratgeber? 

Jando: Bei einem Ratgeber fehlt mir das Gesicht. Ich brauche Bilder vor Augen. Kindergesichter sind immer freundlich, wenn sie einen erinnern. Sofort assoziieren wir gutgemeinte Ratschläge, Fragen von Kindern mit einer freundlichen Stimme. Das wirkt auf uns vertraut, so haben wir einen besseren Zugang zu unserem eigenen Kind, das ja immer noch gerne gehört werden möchte. 

Helga König: Sie schreiben "Große Menschen sind komisch. Ihr seht nur das, was ihr sehen wollt. Die kleinen wichtigen Dinge verdrängt ihr. Kinder sind vielen Erwachsenen einen Schritt voraus. Sie sehen, fühlen, handeln und sprechen aus dem Herzen heraus." Wie kann ein Erwachsener diese besonderen Fähigkeiten von Kindern neu erlernen? 

Jando: Indem er das Vergessen seines Kindseins wieder verlernt. Er hat gelernt erwachsen zu sein. Dabei kommt der Begriff ja von erwachen, aufwachen. Manchmal habe ich den Eindruck, Kinder sind mit einer angeborenen Weisheit hier, die sich allerdings von Tag zu Tag verliert. Von den Kindern können wir lernen. Sogar Salvador Dali sagte einmal, sein höchste Ziel sei es, wie ein Kind malen zu können. Dabei meinte er wohl, frei von allen Dogmen zu sein und aus sich heraus zu malen. Das könnte man durchaus auch auf andere Bereiche ausdehnen. Ein Erwachsener sollte öfter aus seinem Berufsleben heraustreten, schauen, wie die Kinder herumalbern und spielen. Hinhören, was sie sagen, sich erinnern lassen und es vor allen Dingen schmerzfrei zulassen. 

Helga König: Ihr Buch "Sternenreiter"ist bereits 30 000 Mal verkauft worden. Welchen Eindruck haben Sie bei Lesungen und beim Studieren der Fanpost im Hinblick auf die Motive Ihres Erfolgs? 

 Jando
Foto: Mandy Vollmer
Jando: Bei den Lesungen und auch bei der bei der Fanpost sind alle Generationen vertreten. Das macht das Geheimnis des Sternenreiter aus. 

Helga König: Ihr Buch wird nun verfilmt. Ist es kompliziert die lebensphilosophischen Gedanken des Textes im Drehbuch wiedererkennbar umzusetzen? 

Jando: Gerade der Film bietet viele Möglichkeiten, durch Bilder, punktuelle Texte und Musik die lebensphilosophischen Gedanken zu visualisieren. Daher war es mir auch wichtig, an dem Drehbuch mitzuschreiben, um die Botschaft des Buches nicht zu verfälschen. 

 Helga König. 
Helga König: "Sternenreiter" ist in die koreanische Sprache übersetzt worden. Wie reagiert die koreanische Leserschaft auf diese berührende Geschichte? 

Jando: In Korea wird der "Sternenreiter" aller Voraussicht nach im Herbst erscheinen. Erst danach wird es Resonanzen auf die Geschichte geben. 

Helga König: Mir hat nachstehender Gedanke aus Ihrem Buch besonders gut gefallen: "Wenn du anfängst, dich selbst zu achten, zu lieben und zu akzeptieren, erschließen sich dir neue Wege. Du wirst merken, wie dir neue Anerkennung und Liebe begegnen wird."

Ist es der kranke Gedanke des immer "Größer, Schöner und Besser" unseres Zeitgeistes, der dazu führt, dass die Menschen sich nicht mehr selbst achten, lieben und akzeptieren können; was hilft den Betroffenen den Gedanken zu überwinden und zu sich und damit zu den Herzen anderer zu finden? 

Jando: Es könnte durchaus sein, dass es ein kranker Gedanke ist. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Vergleiche krank machen können. Es gibt immer jemanden, der schöner, besser, schneller und größer ist. Ich mag den manchmaligen Gedanken zur Langsamkeit, des Innehaltens. Sich selber zu fragen, wer bin ich überhaupt, weswegen bin ich so und was kann ich im Leben auf die Beine stellen? 

Alles hat ja seinen Sinn. Nur, ein Blick auf die Medien, die Isolation vieler Menschen, das Verlernen des Miteinanders führt oft dazu, dass Menschen vereinsamen, sich selber weniger reflektieren und in einer kleinen Freundschaftseinheit nicht mal mehr anerkannt sein kann, weil Freunde eben immer weniger vorhanden sind. Ich würde einfach mal ein Kinderfoto nehmen, mich fragen, was wollte ich als Kind, was fand ich an Erwachsenen toll und was wollte ich   überhaupt nie. Was kann ich besonders gut, was finde ich an mir toll. Einmal stehen bleiben und verharren, um dann die Kraft wieder zu finden, zu sich zu stehen.


Lieber Jando, ich danke Ihnen für das  aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König

Hier der Link zur Website: http://jandoautor.com/

Das Buch ist überall im Fachhandel erhältlich.

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