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Peter J. und Helga König im Gespräch mit Gotthard Emmerich, Inhaber des Weingutes Emmerich Leutesdorf Mittelrhein

Lieber Herr Emmerich, heute haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle" sechs Ihrer Weine vorgestellt. Deshalb auch wollen wir nun einige Fragen an Sie richten.


Helga König: Damit unsere Leser eine Vorstellung bekommen, wo das Weingut Emmerich zu finden ist, bitten wir Sie zunächst um einige Informationen zur Lage der Weinregion und zum Weingut Gotthard Emmerich?

 Gotthard Emmerich
Gotthard Emmerich: Das Weingut Gotthard Emmerich liegt mitten im Rheinischen Schiefergebirge. Wir befinden uns konkret auf der rechten Rheinseite, direkt hinter dem Neuwieder Becken. Unsere Weinberge sind Steilstlagen mit einem Neigungswinkel zwischen 70 und 100 %. Die Sonneneinstrahlung kommt aus südwestlicher Richtung. Es handelt sich also hierbei nicht um reine Südlagen. Dabei sind wir wegen des Klimawandels allerdings recht froh darum. Das Anbaugebiet Mittelrhein, speziell von Leutesdorf, befindet sich zwischen dem 50. und 51. Breitengrad. Der 50. Breitengrad ist in Mainz, der 51. in Köln. 

Betrachtet man sich die Erdkugel, dann ist im Westen von uns die Südspitze Alaskas und rechts im Osten die Mongolei und Sibirien verortet. Obschon wir also hoch im Norden angesiedelt sind, gedeiht bei uns ein sehr guter Wein. Dies ist u.a. dem Golfstrom geschuldet. 

 Peter J. König
Peter J. König: Welches Terroir gibt es und entsprechend, welche Rebsorten gedeihen hier besonders gut und warum? 

Gotthard Emmerich: Der Mittelrhein verkörpert gemeinsam mit dem Rheingau, der Mosel und der Nahe die legendäre Riesling-Region unseres Landes. Hier wachsen weltweit die besten Rieslinge. Rieslinge gelten nicht nur in der Fachwelt als die beliebteste Weißweinsorte rund um den Globus. Zwar wird er auch anderswo angebaut, doch bei uns im Schiefergebirge fühlt er sich der Mineralik wegen besonders wohl. 

Das Schiefergebirge hat sich einst vor 400 Millionen Jahren hochgedrückt. Nirgendwo ist es so beschwerlich den Riesling anzubauen als in den Leutesdorfer Steillagen, wo nur Handarbeit möglich ist. Die Besonderheit unserer Rieslinge ist der Vulkanismus. Wir liegen direkt gegenüber des Lacher See Vulkans. Dies ist der größte Vulkan Europas. Er verursachte den gewaltigsten Vulkanausbruch vor 12 500 Jahren und aus dieser Zeit stammt das Vulkangestein. Es bedingt unsere besondere Riesling-Charakteristik, die eine andere ist als im restlichen Mittelrheingebiet. 

Unsere Rieslinge verfügen aufgrund des Vulkangesteins über eine weichere Säure. Das stimmt uns sehr zufrieden, weil Weingenießer oft mit einer eckigen, kantigen Säure nicht so gut zurechtkommen.

Die Pinotfamilie entwickelt sich bestens. Bauten wir vor einigen Jahren noch Kerner und Müller-Thurgau an, müssen wir heute feststellen, dass diese Rebsorten es wegen des Klimawandels säuremäßig nicht mehr schaffen; ganz anders die Pinotsorten. Wir bewirtschaften 10% der Weißburgunderfläche des Mittelrheins. Den Weißburgunder bauen wir verschieden aus, einerseits mit biologischem Säureabbau als weiche Variante, andererseits in der Art, wie wir unsere Rieslinge ausbauen. Im Programm haben wir ferner Grauburgunder und Chardonnay. 

Rotweinreben bauen wir seit über 50 Jahren an, allerdings verzichten wir auf Spätburgunder, weil diese Reben nur dort gut gedeihen würden, wo unser hervorragender Riesling wächst. 

 Helga Könign
Helga König: Welche Philosophie vertritt der Winzer Gotthard Emmerich in seinem Gut, bezüglich seiner Weinberge und bei der Kellerwirtschaft? 

Gotthard Emmerich: Oberstes Gebot ist bei uns die kontrollierte, umweltschonende Weinbergpflege. Das verbinden wir mit sortenreinem Qualitätsweinanbau. Die Trauben werden der Steillagen wegen ohnehin per Hand gelesen. Auf diese Weise wird der Grundstein für eine hohe Qualität gelegt. Biologischer Anbau kommt aus verschiedenen Gründen für uns nicht in Frage. Dagegen sprechen u.a. der hohe Bürokratismus und der extreme Pflanzenschutzaufwand. 

Wir möchten die Natur schonen und wollen deshalb nicht mit kupferhaltigen Mitteln spritzen. Unser Weingut wurde 1651 gegründet. Die Natur zu schonen war immer unser Anliegen, aber wir haben Zweifel im Hinblick auf biologischem Anbau, weil wir die Ökobilanz als sehr bedenklich betrachten. Bei der Handlese begutachten wir die Trauben sehr genau und verwenden nur gesundes Lesegut. Dieses verarbeiten wir schonend, ohne es einzumaischen und sorgen für eine langsame, kontrollierte Vergärung. 

Dabei achten wir besonders auf eine harmonische Säure. Unsere jungen Weine lassen wir lange auf der Feinhefe liegen und zwar in kleinen Edelstahlbehältern. Von daher schmecken die Weine nach Traubengut, speziell der Riesling und der Burgunder und nicht nach dem Lagerbehältnis, in dem es ausgebaut worden ist. 

Nach der Abfüllung, die erst im Frühling erfolgt, lassen wir die Weine noch eine Weile ruhen. Weil unser Wein ein Naturgut ist, schmeckt er jedes Jahr anders. 

 Weingut Emmerich
Peter J. König: Der Klimawandel ist mittlerweile ein großes Thema, besonders beim Weinbau, welche Erfahrungen wurden hier gemacht und liegt darin nicht auch eine Chance, speziell für den Mittelrhein? 

Gotthard Emmerich: Natürlich haben wir Klimawandel. Damit befasse ich mich seit 8 Jahren bereits. Schon damals habe ich in Vorträgen erläutert, dass bei uns in einer kleinen Ellipse Klimaveränderungen feststellbar sind. Es handelt sich hierbei um den Bereich der Andernacher Pforte, dort wo sich das Neuwieder Becken schließt und der Rhein dann seinen Weg in Richtung Norden durchbrochen hat. Auf der nördlichen Seite von Leutesdorf endet diese Ellipse mit dem steilen Fels, Ruine Hammerstein und dem Vulkan Hohe Buche. In dieser Ellipse haben wir eine Durchschnittstemperatur, die seit 8 Jahren höher ist als auf der Insel Mainau. Der Klimawandel wirkt sich ausgesprochen positiv auf die Weinqualität aus. Die Rieslinge sind kräftiger als früher und die Pinots kommen perfekt mit dem Klimawandel zurecht. Entsprechend hoch bewertet sind die Weiß- und Grauburgunder am Mittelrhein. 

Helga König: Was gibt es zu dem Wechsel der Flaschenverschlüsse zu sagen, weg vom traditionellen Korken, hin zum Schraub- oder Glasverschluss. Wie sieht es diesbezüglich mit der Qualität aber auch mit der Akzeptanz beim Kunden aus? 

 Gotthard Emmerich
Gotthard Emmerich: Vor über 10 Jahren bereits haben wir uns vom Naturkorken verabschiedet und auf den Kunststoffverschluss umgestellt. Wenig später dann nutzten wir parallel dazu Glaskorken für die hochwertigen Weine, was bis heute mein Lieblingsverschluss ist. Wir waren übrigens die ersten in der Region, die Glaskorken verwendet haben, aber auch die ersten, die sich von Naturkorken trennten, da die Reklamationen uns irgendwann einfach zu hoch waren. 

Von den Kunststoffkorken haben wir uns mittlerweile völlig verabschiedet, weil wir nach 7-8 Jahren bemerkten, dass die Weine zu rasch alterten. Als Ersatz hierfür wählten wir dann den atmungsaktive Drehverschlüsse, wovon uns Frau Prof. Christmann von der Fachhochschule Geisenheim überzeugte. Der hohen Kosten wegen trennen wir uns jetzt auch vollständig von den Glasverschlüssen und arbeiten nur noch mit atmungsaktiven Drehverschlüssen. 

Sie überzeugen am meisten in ihrer Qualität und stellen unsere Kunden auch sehr zufrieden. Selbst die sehr kritische, gehobene Gastronomie hat nichts gegen die neuen Verschlüsse einzuwenden und erkennt deren Vorteile. Dennoch glauben wir, dass es bei den Verschlusssystemen weitere Veränderungen geben wird und stehen diesen offen gegenüber. 

Peter J. König: Gibt es einen Grund, warum die hervorragenden Weine vom Mittelrhein allgemein nicht den Bekanntheitsgrad innerhalb des deutschen Weinbaus haben, wie z.B. der Rheingau, worauf ist dies zurückzuführen? 

 Weingut Emmerich
Gotthard Emmerich: Es hängt damit zusammen, dass der Mittelrhein das zweitkleinste von derzeit 13 Weingebieten hierzulande ist. Im Moment verfügt unser Gebiet über 460 ha. In der Pfalz hat fast jeder Weinort mehr Fläche im Angebot. Das Preis-Leistungsverhältnis ist bei uns geradezu phänomenal und die Preise sind unverschämt günstig, bedenkt man die Steillagen, wo der Wein geerntet wird und bedenkt man seine sehr hohe Qualität. Unsere Weine kommen kaum in den Handel, da die Gewinnspannen für Händler zu gering sind und wir keine Rabatte einräumen können.

Mittelrheinweine sind eine Rarität aufgrund der kleinen Anbaufläche. Trotz allem ist unser Gebiet doch bekannt, da es zweimal den Status des UNESCO-Weltkulturerbes trägt, zum einen die Landschaft zwischen Bingen und Koblenz sowie der Beginn des Römischen Grenzwalles Limes.

Helga König: Zurück zum Weingut Emmerich, wo überall werden Ihre Weine auf Messen etc. vorgestellt? 

Weingut Emmerich
Gotthard Emmerich: Unsere Weine werden nicht auf Messen vorgestellt. Man findet sie, wenn man uns auf unserer Internetseite besucht. Wir beliefern im Handel in der engeren Region Märkte und auch die gehobene Gastronomie. 90% unseres Weines verkaufen wir an Privatkunden. Im Internet lege ich Wert auf eine tagesaktuelle Weinliste. Die Weine international bekannt zu machen, würde immense Kosten verursachen, wobei das Internet auch hier neue Möglichkeiten eröffnet. 

Peter J. König: Gibt es Auszeichnungen und Prämierungen für die Weine von Gotthard Emmerich?

Gotthard Emmerich: Ja, wir haben sehr intensiv bei den Verkostungen der Landwirtschaftskammer mitgemacht und viele Prämierungen erhalten. Des Weiteren sind wir seit 10 Jahren im Gault& Millau WeinGuide vertreten, auch für 2016 und sind vom Feinschmecker mit unserem Betrieb im Landkreis Neuwied am höchsten bewertet. 

Helga König: Unsere Leser sind auch immer interessiert, wo die Weine der vorgestellten Weingüter zu beziehen sind, was gibt es dazu zu sagen? 

Gotthard Emmerich: Wie soeben schon erwähnt, gibt es die Möglichkeit,  in Rewe- Märkten bei uns in der Region Weine zu beziehen, primär allerdings kann man die Weine direkt bei uns kaufen oder bestellen. Wir versenden zeitnah mit DHL. Viele Kunden kommen direkt zu uns, um die Weine zu verkosten. Wir haben täglich geöffnet. Eine vorherige Absprache ist aber notwendig. Sonntag sind wir von 11-13 Uhr für die Liebhaber unserer Weine da. 

Peter J. König: Nichts ist authentischer als Weine dort zu verkosten, wo sie entstanden sind, ist dies auch im Weingut Emmerich möglich, etwa bei Weinproben oder einem Hoffest, wo man dann anschließend die Weine gleich erwerben kann? 

Gotthard Emmerich
Gotthard Emmerich: Das ist für uns ein wichtiges Thema. Unser Motto lautet "Weinkultur erleben". Es geht darum, dass unsere Kunden ganz konkret einen Winzeralltag miterleben können – also kein Kundenevent als Bespassung, sondern so, wie es wirklich im Weingut läuft. Wir haben mittlerweile während der Lese eine solche Nachfrage, dass wir einteilen müssen, wer wann mitgeht. Unsere Kunden werden in Wein bezahlt und komplett verpflegt. Sie sind über sich selbst erstaunt, dass sie am Morgen noch Respekt vor dem Steilhang hatten und mittags merken, wie gut sie die Arbeit leisten und wie befriedigend dies sein kann. 

Man ist etwas müde und das tollste ist, man weiß, wovon. Die dadurch entstehende Kundenbindung ist ein wertvoller Effekt für uns. Nähere Informationen hierzu gibt es auf unserer Internetseite. 

Natürlich können Sie die Weine auch in unserer Probierstube verkosten. Unser Gut befindet sich inmitten der Weinberge direkt am Fuße der Steilstlagen hinterm Haus. Neben unserem Hoffest an Ostermontag bieten wir eine große Auswahl an Veranstaltungen und Menüabenden mit befreundeten Gastronomen der Vereinigung Mittelrheinmomente. Auch hierzu finden Sie die Informationen in unserem Veranstaltungskalender auf unser Homepage.

Lieber Gotthard Emmerich, wir danken Ihnen  herzlich für das aufschlussreiche Interview 

Ihr Peter J. König, Ihre  Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu dem Weingut Emmerich und können den Wein bestellen. www.leutesdorf-rhein.de/weingut-emmerich

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