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Helga König im Gespräch mit Dr. Elisabeth Sandmann über das seitens Antonia Meiners herausgegebene Buch "Die Suffragetten", Elisabeth Sandmann Verlag

Liebe Frau Dr. Sandmann, dieser Tage habe ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" das in Ihrem Verlag soeben erschienene Buch "Die Suffragetten" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen. 

Anbei der Link zur Rezension: "Die Suffragetten"

Helga König:  Wann haben Sie erstmals den Begriff "Suffragette" in Ihrem Leben bewusst gehört und was löste das Wort bei Ihnen aus? 

 Dr. Elisabeth Sandmann
Foto: Klaus Haag
Dr. Elisabeth Sandmann: Ich beschäftige mich ja sehr viel mit Frauen, die für Frauenrechte eintraten oder auch gekämpft haben, und in diesem Zusammenhang ist mir wahrscheinlich schon vor Jahren der Begriff begegnet. Man versteht das Wort ja nicht sofort und viele kennen die Bezeichnung auch nicht. Es ist aus dem Lateinischen abgeleitet von Suffragium - Stimmrecht. Um die Frauen, die das Wahlrecht forderten, zu degradieren und dem Spott auszusetzen, bediente man sich dem Suffix "ette", aber die Frauen nahmen die Bezeichnung selbstbewusst an. 

Helga König:  Weshalb ist es Ihnen in Ihrem Verlag so wichtig, immer wieder Frauen vorzustellen, die durch Ihr Tun in irgend einer Form die Welt bewegten? 

Dr. Elisabeth Sandmann: Das ist mir deswegen so wichtig, weil die Geschichte Frauen so viele Jahrhunderte ignoriert und ihre Leistungen nicht gewürdigt hat. Dadurch haben ganze Generationen zu wenig weibliche Vorbilder, heute würde man sagen 'Role Models' gehabt. Aber auch für die Mädchen und jungen Frauen von heute ist es doch großartig zu erfahren, was ihre Ahninnen und Urgroßmütter geleistet haben. 

Helga König: Im Kino startet in diesen Tagen der Film  "Suffragette". Soll das Buch "Die Suffragetten" dazu verhelfen, sich in das Thema zu vertiefen? 

Dr. Elisabeth Sandmann: Das Buch ist eine ideale Ergänzung zum Film, denn wir stellen darin die wichtigsten Persönlichkeiten vor, die damals für das Frauenwahlrecht gekämpft haben. Anders aber als im Film geht im Buch nicht nur um die in England aktiven Damen, sondern u.a. auch um Frauen aus Deutschland, Österreich, den USA und Russland. 

Helga König: Was können Frauen von Emmeline Pankhurst und ihren Töchtern heute noch lernen? 

Dr. Elisabeth Sandmann
Foto: Klaus Haag
Dr. Elisabeth Sandmann: Wir können lernen, dass es nicht egal ist, welche Situationen wir vorfinden und dass sich unbefriedigende Verhältnisse bei entsprechendem Engagement ändern lassen. Seien wir also mutiger, unsere Interessen zu vertreten, zum Beispiel, wenn es um gleichen Lohn von Männern und Frauen geht. 

Helga König: Suffragetten bekämpften u. a. die bürgerliche Doppelmoral. Gibt es diesbezüglich heute noch etwas für die Urenkelinnen der Suffragetten zu tun? 

Dr. Elisabeth Sandmann: Es ging den Frauen damals vor allem auch um eine Besserstellung der Arbeitsbedingungen von Frauen in Fabriken. Da haben wir es in Deutschland gut, aber wenn wir uns in anderen Ländern umsehen, dann sollten wir überlegen, ob wir die Kleidung kaufen, die von Frauen unter erschreckenden Bedingungen produziert wurde oder die billigen Rosen aus dem Supermarkt. In vielen Ländern haben Frauen noch immer fast keine Rechte, keinen Schutz und sie sind die schwächsten am Ende einer langen Kette. 

Helga König:  Politisches Mitspracherecht macht dann Sinn, wenn ein politisches Bewusstsein herangebildet wird. Müsste dahingehend in unserem multikulturellen Land mehr für junge Mädchen getan werden? 

Dr. Elisabeth Sandmann: In jedem Fall ist es wichtig, jeder Generation den Wert von Freiheit und demokratischen Werten zu vermitteln, vor allem auch um Radikalisierungen vorzubeugen. Da kann man eigentlich nicht genug tun. Frauenrechte sind Menschenrechte und nicht verhandelbar. 

Helga König: Das Frauenwahlrecht wurde in Liechtenstein 1984 eingeführt. In Saudi Arabien durften Frauen erstmals im Dezember 2015 an Kommunalwahlen teilnehmen. Wie kam es dazu, dass die Finnen bereits 1906 zur Erkenntnis gelangten, dass es sinnstiftend sei, Frauen das Wahlrecht nicht vorzuenthalten? 

Dr. Elisabeth Sandmann
Foto: Klaus Haag
Dr. Elisabeth Sandmann: Finnland war damals zwar ein autonomes Großfürstentum, aber als solches Teil von Russland. In Russland wiederum gab es immer wieder Unruhen und Streiks und diese Phase konnten die Frauen für sich nutzen und im Zuge versprochener Reformen auch das Wahlrecht für Frauen durchsetzen. Interessant ist aber, dass sich auch in Dänemark und Norwegen das Frauenwahlrecht früher als anderswo etablieren konnte.

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