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Helga und Peter König im Gespräch mit Nana und Dr. Job von Nell, Weingut Karl Schaefer, Bad Dürkheim, Pfalz

Liebe Nana von Nell,  lieber Dr. Job von Nell, vor geraumer Zeit haben wir auf "Buch, Kultur und Lifestyle"  fünf Weißweine und einen Rosé aus Ihrem Weingut Karl Schaefer/ Bad Dürkheim vorgestellt. Deshalb auch möchten wir heute einige Fragen an Sie richten.


Helga König:  Zur Orientierung für unsere Weinfreunde, in welcher Weinbau-Gemeinde ist das VDP Weingut Karl Schäfer zu finden, zu welcher Region gehört es und welche Vorzüge für den Weinbau sind hier gegeben, bezüglich der Lagen und des Terroirs?

 Nana und Dr. Job von Nell
Foto:  Andreas Durst
 
Nana von Nell: Das Weingut Karl Schaefer liegt in Bad Dürkheim an der Mittelhaardt und damit im deutschen Weinbaugebiet Pfalz. Die Pfalz ist mit ca. 23.000 Hektar Anbaufläche Deutschlands zweitgrößtes Anbaugebiet und bekannt für ihre Weinlagen mit Weltruf. Schon im königlich-bayerischen Grundsteuergesetz von 1828 waren vor allem die Lagen zwischen Bad Dürkheim und Neustadt hoch besteuert und galten damit als die wertvollsten Lagen. 

Ihre für den Wein so wichtige Lagenqualität verdankt diese Region "Mittelhaardt – Deutsche Weinstraße" den besonderen klimatischen Verhältnissen einerseits und ihrem unterschiedlichen "Terroir" andererseits. Von der Sonne verwöhnt (rd. 2.000 Sonnenstunden jährlich) und durch das Mittelgebirge Pfälzer Wald, der unsere Region vor extremen Kaltlufteinbrüchen schützt, kommen die zum Sonnenlauf ausgerichteten Weinberge in den Genuss optimaler Anbaubedingungen. 

Das Weingut Karl Schaefer verfügt Dank der klugen Strategie seiner Vorfahren über acht ausgezeichnete Lagen, vier erste und vier große Lagen. Dazu zählen beispielsweise die auf dem Kalksteinriff gelegenen Lagen Michelsberg (VDP.GROSSE LAGE), Herrenberg (VDP.GROSSE LAGE), Weilberg (VDP.GROSSE LAGE) und Dürkheimer Spielberg (VDP.ERSTE LAGE) oder auch der Dürkheimer Fuchsmantel (VDP.ERSTE LAGE). Weinberge im berühmten Forster Pechstein (VDP.GROSSE LAGE) und im Wachenheimer Gerümpel (VDP.ERSTE LAGE) gehören ebenfalls dazu. 

Auch die Geologie der Pfalz trägt einen wesentlichen Anteil an Ihrer Entwicklung zu einem weltweit bekannten und bedeutenden Weinanbaugebiet bei. Vor rd. 50 Mio. Jahren begann der Oberrheingraben einzubrechen. Dadurch wurden die bestehenden Gesteinsformationen tektonisch umgelagert und ungleichmäßig gehoben, Teilschollen sind zerbrochen und der Bundsandstein wurde freigelegt. Auch Magma floss an die Oberfläche ("Pechsteinkopf") und prägt seitdem durch den Basalt die Böden des Forster Pechstein. 

Die unterschiedlichen Böden also, kombiniert mit dem jeweiligen Mikroklima, verleihen den Weinen jeweils andere charakteristische Aromen. Kaum eine andere Rebsorte kann die feinen Nuancen des "Terroir" so gut widerspiegeln, wie der Riesling. Er hat keinen prägnanten Eigengeschmack, und -weil er bei uns auf leichteren und damit wasserdurchlässigeren Böden wächst- muss er tief wurzeln, um an Feuchtigkeit zu kommen. Dies führt wiederum zur vermehrten Aufnahme von Mineralien. Es liegt damit auf der Hand, dass der Riesling die dominante Rebsorte bei uns ist. 

 Peter J. König
Peter J. König: Wie lange existiert das Weingut, wie viele Generationen haben bereits Wein kultiviert, was gibt es zur Historie zu berichten und wer verantwortet heute die Geschicke im Gut? 

Dr. Job von Nell: Das Weingut Karl Schaefer wurde 1843 vom Dürkheimer Kurarzt Dr. Christian Schaefer, verheiratet mit Henriette Fitz (vom Weingut Fitz-Ritter), begründet. Er hat es seinem Sohn Karl, verheiratet mit Clara Zumstein, geschenkt. Dieser baute es mit großer Leidenschaft auf und war 1908 Mitbegründer des "Vereins der Naturweinversteigerer Rheinpfalz e.V." und 1910 wiederum Mitbegründer des heutigen "Verbands Deutscher Prädikatsweingüter e.V. (VDP)". Sohn Georg fiel im Ersten Weltkrieg, so dass die Weiterführung des Weinguts dann Karls Tochter Hedwig und deren Mann Dr. Fritz Fleischmann oblag. 

Unter deren einzigem Sohn Dr. Wolf Fleischmann gelangte das Weingut mit seinen besonderen Rieslingen in den 60er, 70er und 80er Jahren zu großer Blüte. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen waren die Folge und heute noch zeigen einige Weine der damaligen Jahrgänge ihre große Klasse. Wolf Fleischmanns Tochter Gerda Lehmeyer übernahm das Weingut Ende der 90er Jahre. Da Ihre Söhne das Weingut nicht fortführen wollten, übergab sie es 2008 Ihrer Cousine Nana von Nell, geborene Orth (die Schwester von Karl Schaefer heiratete den Tuchfabrikanten Orth aus Kaiserslautern). Sie führt das Weingut nun in 6.Familiengeneration zusammen mit ihrem Mann Dr. Job von Nell. 

 Helga König
Helga König: Wie bereits erwähnt, ist das Weingut Karl Schäfer Mitglied im VDP (Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter e.V.), seit wann besteht diese Mitgliedschaft und was bedeutet dieses? 

Nana von Nell:  Wie bereits oben erwähnt, ist das Weingut Karl Schaefer Gründungsmitglied des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter e.V. (VDP). Für die Familie war die damalige Gründung und die langjährige Mitgliedschaft immer Verpflichtung, das Weingut auch in wirtschaftlich oder politisch schwierigen Zeiten zu erhalten und immer Spitzenweine hervorzubringen. Das ist uns gelungen! Heute, mehr als 100 Jahre später, vereint der VDP 200 Spitzenweingüter aus allen deutschen Weinanbaugebieten und wir Winzer können auf dem Ruf und der Arbeit der damaligen Generationen aufbauen. 

Gerade heute uns die Mitgliedschaft außerordentlich wichtig. Nicht nur fachlich, weil es ein Ansporn ist, sich in dieser weinenthusiastischen Gruppe von Winzerpersönlichkeiten jährlich mit einer guten Kollektion von Weinen zu behaupten. Auch persönlich, weil sich insbesondere im Regionalverband über die Jahre tiefe Freundschaften aufbauen und die Bereitschaft zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch groß ist. 

Was uns zudem im VDP alle eint ist unser Ziel, "die Wertigkeit der besten Weinbergslagen Deutschlands als Bestandteil einer einzigartigen Kulturlandschaft zu bekräftigen und Lagenbezeichnungen für prachtvolle Weine mit ausgeprägtem Bodencharakter zu reservieren". Das wiederum honorieren die Kunden. Und nur dadurch ist es uns als Weingut möglich, unsere von großen räumlichen Distanzen geprägten Lagen so differenziert zu bearbeiten und unser -im wahrsten Sinne des Wortes- "Handwerk" wirtschaftlich überhaupt rechtfertigen zu können. 

Peter J. König: Wieviel ha Rebfläche werden kultiviert, welche Rebsorten werden hauptsächlich angebaut, welche besonderen Lagen gilt es zu nennen und was zeichnet das Terroir aus, damit gerade diese Traubensorten hier besonders gut gedeihen? 

 Weingut Karl Schäfer
Dr. Job von Nell:  Das Weingut Karl Schaefer bewirtschaftet rd. 18ha Rebfläche. Viele der eingangs genannten Lagen sind Terrassenlagen. Sie wurden nie flurbereinigt und besitzen heute noch die schönen Sandsteinmauern, die unsere Kulturlandschaft über Jahrzehnte, ja eigentlich über Jahrhunderte prägten. Für den Weinbau geeignet sind sie ausnahmslos alle und das interessante ist, dass ein Riesling nicht gleich ein Riesling ist, sondern nuanciert anders schmeckt, wenn er von unterschiedlichen Böden stammt. 

Der Riesling vom Bundsandstein des Fuchsmantels erinnert an Zitrusnoten, der vom Kalksteinriff zeigt eher die opulenten Aromen reiferer gelber Früchte und die Rieslinge vom Pechstein bzw. Gerümpel bestechen durch ihre enorme Mineralität und zeigen Spuren von Salz bzw. Kräutern. 

Helga König: Auch an dieser Stelle die Frage: Auf welche Weise macht sich der Klimawandel in den letzten Jahren in den eigenen Weinbergen bemerkbar und wie wird darauf reagiert, durch mediterrane Rebsorten etwa oder durch einen veränderten Ausbau der Weine? 

Nana und Dr. Job von Nell
Foto:  Andreas Durst
Nana von Nell: Der Klimawandel spielt für uns jetzt noch keine bedeutende Rolle; besonders unsere Riesling-Weinberge an den Hanglagen bieten durch ihr Mikroklima noch Schutz vor temperaturbedingten Veränderungen. Der Riesling scheint uns ziemlich resistent. Wir müssen jedoch genau beobachten, ob die Erwärmung eine Zunahme von Pilzinfektionen oder Schädlingen mit sich bringt und wie wir darauf reagieren können. 

Peter J. König: Welche Philosophie des Weinmachens wird im VDP Weingut Karl Schäfer gepflegt und wie wird diese praktisch umgesetzt, hinsichtlich der Weinbergspflege, der Lese und der Kellerwirtschaft? 

Dr. Job von Nell: Unsere Philosophie im Weingut Karl Schaefer ist, möglichst unverfälscht sorten- und bodentypische Weine auszubauen. Diese sollen gut trinkbar und moderat im Alkohol sein. Die Weine aus den Ersten Lagen und den Großen Lagen sollen eine längere Haltbarkeit und damit Zeit zum Reifen haben. Wie machen wir das? 

Die Arbeit im Weinberg setzt DIE Voraussetzung für einen guten Wein. Hier gilt es, die Pflanze zu pflegen, zu stärken und zu schützen. Die Pflanze stärken heißt, großen Wert auf die Bodenanalyse und gute Bodenarbeit zu legen, in dem man den Boden in seiner gesunden Struktur und nährstoffreicher Vitalität erhält, denn Weinanbau ist eine Monokultur. Dies war auch die Grundlage, die zu der Entscheidung für eine ökologische Bewirtschaftung führte. 

Eine nähstoffreiche Vitalität des Bodens ist nur über Mikroorganismen zu erreichen; die es indes beim Einsatz von Insektiziden oder Pestiziden schwer haben. Die Trauben werden überwiegend vorselektiert und mit der Hand gelesen. So erhalten wir bestes Lesegut, das dann –zumindest für die großen Lagen- noch einmal im Hof nachselektiert wird. Dadurch ist es uns möglich mit Maischestandzeiten zu arbeiten, um die Dichtigkeit der Weine zu erhöhen. 

Der Ausbau im Keller ergibt sich von selbst, d.h. so wenig wie möglich greifen wir in den Gärungsprozess ein. Das ist unsere Philosphie! Ein neuer Holzfasskeller ist schon seit längerem im Aufbau. Unser unmittelbarer Nachbar, die Küferei Gies, verwendet hierfür die Eichen aus den Höhenlagen unseres familieneigenen Forstbetriebs. 

 Helga König
Helga König: Um eine Vorstellung von den Weinen des Gutes zu bekommen, wie lassen sich diese am besten beschreiben? 

Nana von Nell:  Unsere Weine kann man genießen, lagern, guten Gewissens verschenken, aber eben auch mal trinken. Sie machen nicht satt und das liegt daran, dass sie moderaten Alkohol haben, trotzdem eine Dichtigkeit zeigen und über eine animierende, angenehme Säurestruktur verfügen. Sie sind perfekte Essensbegleiter. Was das Glück des aufmerksamen Genießers vollendet ist zu erleben, wie unterschiedlich sich die einzelnen Weine aus den Lagen dann jeweils zu den unterschiedlichsten Essen präsentieren ("food-pairing"). Und auch in diesem Bereich zeigt der Riesling seine Stärken; er ist nämlich sehr adaptiv, passt zu vielen Geschmacksaromen und präsentiert sich dabei jedes Mal anders. 

 Peter J. König
Peter J. König: Unsere Leser möchten die Weine auch gerne selbst verkosten, welche Möglichkeit gibt es sie zu beziehen, durch einen Online-Shop oder per E-Mail etwa und wie lauten die entsprechenden IT- Daten? 

Dr. Job von Nell:  Wir haben einen online shop unter www.weingutschaefer.de. Auch über Facebook Weingut Karl Schaefer kann man unseren Wein beziehen. Selbstverständlich freuen wir uns auch über die telefonische Kontaktaufnahme (06322-2138), dann können wir unsere Kunden auch richtig beraten. 

Helga König: Nichts ist authentischer, als Weine dort zu probieren, wo sie gewachsen sind und erzeugt wurden, welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich und werden entsprechend auch interessante Veranstaltungen angeboten, bei denen die Weine genossen werden können? 

Nana von Nell: Es werden viele gute Weine produziert und die Liebe und Bindung zu einem Winzer, seinem Weingut und seinen Weinen kann in der Tat nur über ein Erleben gefestigt werden. Das ist so, weil eine Kenntnis von Philosophie und Arbeitsweise des Winzers, ein Vertrauen in das Produkt, ein Wissen über Land, Kulturlandschaft und Leute am Ende auch den Genuss, das Wohlfühlen und die Erfahrung prägen. Ein Besuch beim Winzer, in seinem Weingut, in seinem Keller und in seinen Weinbergen ist ein angenehmes Muss! Auch die VDP-Veranstaltungen bieten dazu immer einen wunderbaren Rahmen, wie z.B. "die lange Nacht der Offenen Weinkeller" am 26.11.2016 (das Weingut Karl Schaefer ist dann zu Gast im Weingut Friedrich Becker in Schweigen), die Vorstellung der VDP. ERSTE LAGEN im Mai/Juni bzw. GROSSE LAGEN im September. Unser alljährliches "Adventsglühen" (dieses Jahr am 1.12.2016 von 17-23 Uhr in unserem Weingut) mit Musik, Wein, und Weihnachtsmarkt ist inzwischen ein beliebter Treffpunkt in der hektischen Vorweihnachtszeit geworden. 

Peter J. König: Welche außergewöhnlichen Aktivitäten hat das VDP Weingut Karl Schäfer zusätzlich noch zu bieten, eine Ferienwohnung etwa, die es den Gästen erlaubt, das Gut, die Weinberge und die großartige Landschaft kennenzulernen, gleichzeitig auch noch vielfältige Ambiente-Vorschläge für exklusives Wohnen und Einrichten in den großzügigen Gutsräumen zu erleben, oder auch Weinseminare und festliche, private Veranstaltungen? 

 Nana  und Dr. Job von von Nell
 Foto:  Andreas Durst
 
Dr. Job von Nell: Wir bieten unseren Gästen die Möglichkeit, unsere Weine und uns persönlich kennen zu lernen. Kurze Weinproben vor einem geplante Weinkauf oder besprochene Weinproben (mit oder ohne Essensbegleitung) bis zu 25 Personen sind uns jederzeit willkommen. Für eine Gruppenveranstaltung organisieren wir gern auch eine Besichtigung unserer historischen Kellergewölbe oder unserer Weinberge. Der Keller ist mit modernster LED Technik ausgestattet, bunt beleuchtet und kann auch mit Musik beschallt werden. Die Weinbergsführungen konzentrieren wir auf die Terrassenlagen von Fuchsmantel mit seinem Flaggenturm oder den Michelsberg mit seiner Michaelskapelle. Weiterhin bieten wir auch Übernachtungen in unserer Gästewohnung hoch oben in unserem historischen Gutshaus an (2 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer mit Bettcouch, 1 Esszimmer, Küche und Bad, insgesamt 4-6 Betten). Zusätzlich können unsere Räumlichkeiten für Veranstaltungen genutzt werden. Dafür stehen unser Haus, unsere schöne Parkanlage sowie auch unser Gewölbekeller zur Verfügung. 

Ein zusätzliches Erlebnis bietet unsere Flamant Verkaufsausstellung für exklusives Wohnen. Flamant ist ein Hersteller von hochwertigen Landhausmöbeln und Wohnaccessoires. Wo kann man dieses Ambiente besser erleben als in unserem alten, denkmalgeschützten Gutshaus? Über unsere vielfältigen Aktivitäten wie Hoffeste, Ausstellungen und Lesungen unterrichten unsere Webseite & Facebook sowie ein 2-mal jährlich erscheinender Kundenbrief, den wir postalisch oder lieber noch per mail versenden. Sprechen Sie uns an oder kommen Sie doch einfach mal vorbei, dann können wir ihren Wünschen am besten gerecht werden – wir freuen uns auf Sie! 

Liebe Nana von Nell, lieber Dr. Job von Nell, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Gespräch

Ihre Helga König, Ihr Peter J. König                                                     

Kontaktdaten:
Weingut Karl Schaefer 
Weinstraße Süd 30 
67098 Bad Dürkheim 
Tel. +49-(0)6322-2138 
Facebook & Instagram unter: Weingut Karl Schaefer


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