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Helga König im Gespräch mit Sven H. Korndörffer, Vorsitzender des Vorstandes der Wertekommission e. V.

Lieber Sven H. Korndörffer, Sie sind Vorsitzender des Vorstandes der Wertekommission e. V.  Damit die Leser von "Buch, Kultur und Lifestyle" mehr über "Wertekommission -Initiative  Werte Bewusst Führung e. V." erfahren, möchte ich Ihnen einige Fragen dazu stellen.

Helga König:  Seit wann gibt es diesen Verein und aus welchen Motiven heraus kamen die Gründungsmitglieder zusammen, um den Verein zu gründen? 

 Sven H. Korndörffer
Foto: aus dem Bestand
der Aareal Bank Group 
Sven H. Korndörffer:  Die Wertekommission ist im Jahr 2005 in Berlin aus der Taufe gehoben worden und inzwischen zu einem Markenzeichen für das Thema Werte geworden. Der Untertitel "Initiative Werte Bewusste Führung" macht das Anliegen unseres Vereins sehr deutlich. Die Wertekommission tritt dafür ein, dass sich Werte als Grundlage modernen Managements klar durchsetzen müssen, um nachhaltigen Unternehmenserfolg zu ermöglichen. 

 Helga König
Helga König: Die Wertekommission hat sechs Kernwerte herausgearbeitet, die für sie Ausgangs- und Knotenpunkt des Wertediskurses sind. Um welche Werte handelt es sich und was macht diese Werte im Speziellen aus? 

Sven H. Korndörffer: Die von der Wertekommission definierten sechs Kernwerte lauten Vertrauen, Verantwortung, Respekt, Mut, Integrität und Nachhaltigkeit. Diese sechs Werte der Wertekommission sind in einem heuristischen Diskussionsprozess über zwölf Monate entstanden, ohne eine grundlegende wissenschaftliche Diskussion über Tugendethik und religiöse Werte entfachen zu wollen. Alle sechs Werte sollen eine inhaltliche Orientierung für die Zusammenarbeit von Menschen in Unternehmen bieten; sie sollen aber vor allem eines sein: praxisgerecht. 

Helga König:  Wo findet der Wertediskurs statt und wie war die Resonanz speziell in 2016? 

Sven H. Korndörffer: Der Diskurs zum Thema "Werte schaffen Wert" findet auf unterschiedlichen Plattformen statt, die die Wertekommission seit Ihrer Gründung initiiert hat. So veranstalten wir seit Anbeginn bundesweite Werteforen, bei denen wir mit Vertretern aus Wirtschaft, Medien, Kultur und Wissenschaft aktuelle Wertethemen diskutieren. In diesem Jahr beleuchten wir hierbei explizit das Thema "Werte und Digitalisierung". Dies jedoch nicht nur in den Werteforen in 2017, sondern auch in unserer diesjährigen Führungskräftebefragung, die wir bereits seit 2007 durchführen, um den Wertepuls deutscher Manager zum Thema Werte zu messen. Unser wissenschaftlicher Partner ist hierbei die TU München. 

Helga König: Sie sind unter anderem mit der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik vernetzt. Können Sie hierzu Näheres ausführen? 

  Sven H. Korndörffer
Foto: aus dem Bestand 
der Aareal Bank Group 
Sven H. Korndörffer: Die Wertekommission hat ein sehr positives Verhältnis zu vielen Initiativen und Stiftungen, so auch zur Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik. Wir brauchen einen starken Verbund aller Institutionen, die sich mit dem Thema Werte befassen, um werteorientierte Führung in aller Breite zu etablieren und fühlbar zu machen. ‎ 

 Helga König
Helga König: Worin besteht die Aufgabe Ihrer Werteforen? 

Sven H. Korndörffer: Unser Ziel ist es, einen möglichst breiten, Branchen und Hierarchien übergreifenden Diskurs anzustoßen. Der Wertekanon der Wertekommission dient uns hierbei als Richtschnur. Insofern führen wir diese Werteforen nicht nur in Unternehmen, sondern ebenso an Universitäten durch, um gerade künftige oder junge Führungskräfte, die erstmals vor der Herausforderung stehen zu führen, zu unserem Thema inhaltlich aufzuladen. 

Helga König: Ihre Arbeit in der Wertekommission wird von hochkarätigen Fachleuten in Gremien unterstützt. Wie darf man sich das konkret vorstellen? 

Sven H. Korndörffer: Die Gremien der Wertekommission bilden in ihrer Zusammensetzung die Bandbreite relevanter Anspruchsgruppen unserer Gesellschaft ab, sodass Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Medien und Kirche entsprechend Rat geben, um die Themen und Aktivitäten der Wertekommission impulsgebend zu begleiten. 

Helga König: Auf Ihrer Website sind Ihre Förderer aufgelistet. Erwarten Sie von diesen, dass sie erkennbar hinter den Werten der Wertekommission stehen und einen Nachweis erbringen? 

Sven H. Korndörffer:  Die Förderer der Wertekommission unterstützen unsere Initiative in vielfältiger Art und Weise. Und selbstverständlich erwarten wir auch von diesen Unternehmen eine werteorientierte Unternehmensführung. Indem sich diese öffentlichkeitswirksam für die Wertekommission einsetzen, heißt dies gleichzeitig, dass diese auch einer entsprechenden Selbstverpflichtung unterliegen, werteorientierte Führung auch im eigenen Unternehmen dauerhaft zu thematisieren und umzusetzen.‎ 

Helga König: Wie kann man Mitglied des Verein werden, welche Voraussetzungen sind hierzu notwendig? 

  Sven H. Korndörffer
Foto: aus dem Bestand 
der Aareal Bank Group 
Sven H. Korndörffer: Mitglied der Wertekommission kann man als Student, als Vorstandsvorsitzender oder auch als Unternehmen werden. Voraussetzung ist, dass man als natürliche Person oder als Unternehmen glaubhaft darstellen kann, warum man den Zielsetzungen der Wertekommission selbst Genüge leistet. Der Vorstand muss dann einstimmig zu einem Votum kommen, damit einer Mitgliedschaft zugestimmt werden kann.

 Helga König 
Helga König: Was können Schule und Universität dazu beitragen, dass sich ein sinnstiftendes Wertebewusstsein in der Wirtschaft festigt? 

Sven H. Korndörffer: Der Nukleus für werteorientiertes Handeln kann und wird beispielsweise im Elternhaus gesetzt, im sozialen Umfeld und durch tagtägliches "(Er)Leben" sowie in allen Bildungsinstitutionen, über welche sich Kinder hinweg ins Erwachsenenleben entwickeln. Insofern gilt es ebenso in Schule und Universität Werteorientierung zu lehren und vorzuleben; manchmal ist es vielleicht auch schon die einfache Herzensbildung, die Menschen über alle gesellschaftlichen Zusammenhänge werteorientiert handeln lässt. 

Helga König: Wie erklären Sie sich die immer wieder thematisierte Gier nicht weniger Manager im letzten Jahrzehnt und ist es die Gier, die sinnstiftende Werte in Unternehmen aushebelt?

Sven H. Korndörffer:  Die Ausbildung junger Menschen im Sinne eines breiten Studium Generale ist zugunsten kürzerer Studienzeiten und einer zugespitzten Inhaltlichkeit leider oft vernachlässigt worden. Es ist aber inzwischen wohl bewusst geworden, dass sich wieder Grundlegendes ändern muss, um die mehr als selbstverständliche tiefreichende Verortung von Unternehmen in der Gesellschaft wieder über verantwortlich handelnde Manager fühlbar zu machen. Da liegt dauerhaft ein großes Stück "Wertearbeit" vor uns. 

Helga König: Betrachten Sie Ihre Arbeit in der Wertekommission als Beitrag zur ethischen Veränderung der Gesellschaft? 

  Sven H. Korndörffer
Foto: aus dem Bestand 
der Aareal Bank Group 
Sven H. Korndörffer: Die Wertekommission zeigt einfach auf, dass Unternehmen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind und dieser gegenüber eine klare Verantwortung tragen. Sie müssen sich Ihrer Vorbildfunktion im Gefüge unserer Gesellschaft oft nur viel bewusster werden. 

Helga König: Welche Vorteile haben Firmen mit Werteverhalten gegenüber solchen Firmen, deren Credo "Profit um jeden Preis" heißt? 

Sven H. Korndörffer: Die Wertekommission ist überzeugt, dass Werte sowohl im lokalen, nationalen und auch globalen Zusammenhang ein fundamentale Thema sind. Sie bilden die Grundlage für ein dauerhaft erfolgreiches Wirken in der Wirtschaft. Und sie werden im vielbeschworenen "war of talents" sicherlich diejenigen Mitarbeiter finden, die sich heutzutage nicht nur auf das Gehalt und den Dienstwagen fixieren, sondern sich einfach im Rahmen ihrer Leistungsentfaltung wohlfühlen möchten. 

Helga König: Ihr 45. Werteforum am 23. März 2017 befasste sich mit „Digitalisierung – Transformation der Führung: Welche Herausforderungen kommen auf Führungskräfte zu?". Können Sie dazu kurz etwas sagen? 

Sven H. Korndörffer:  Die Diskussion lässt sich in aller Kürze in einem Zitat von einem unserer Panalisten, Werner Katzengruber, CEO KHD Group, zusammenfassen: "Transformation ist fünfzig Prozent Technologie und fünfzig Prozent Mensch" ‎

Lieber Sven H. Korndörffer, besten Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

Ihre Helga König



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