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Helga und Peter J. König im Gespräch mit Jochen Neher, Weingut Mohr, Lorch/Rheingau

Lieber Herr Neher, dieser Tage haben wir vier Weißweine, einen Orange Wein und einen Rotwein aus Ihrem Weingut  vorgestellt. Dazu möchten wir nun einige Fragen an Sie richten.


Helga König: Zur besseren Orientierung unserer Leser zunächst die Frage: In welcher Wein-Region ist das ökologisch arbeitende Weingut Mohr zuhause, in welcher Winzer-Gemeinde dort, und was zeichnet die Weine der Region aus? 

 Jochen Neher
an der Weinbergsmauer
Jochen Neher:  Das Familienweingut Mohr ist seit 4 Generationen in Lorch, im westlichen Rheingau, beheimatet. Die Reben wachsen dort in Hang- und Steillagen auf Schiefer, Quarzit und Lößböden. Ab dem Rüdesheimer Berg bis zur hessischen Landesgrenze herrschen diese Böden vor, die besonders finessenreiche und mineralische Weine ergeben. 

 Peter J. König
Peter J. König: Seit wann existiert das Weingut Mohr, wer ist heute dafür verantwortlich, auch für das Weinmachen und was gibt es Interessantes vom Gut und ihren Inhabern zu berichten? 

Jochen Neher: Das Weingut gründet auf meinen Urgroßvater, Wilhelm Mohr III. Dieser meldete 1875 eine Firma an, die ein Weingut und einen Weinhandel beinhaltete. Sicherlich hatte die Familie auch vorher Wein angebaut und vermarktet, wie lange schon, können wir heute leider nicht konkret nachweisen. Heute ist Jochen Neher für die Geschäftsführung, den Weinanbau und Weinkeller verantwortlich. 

Helga König: Wieviel Hektar Rebfläche werden kultiviert und welche besonderen Lagen gilt es zu erwähnen, auch welches Terroir dort zu finden ist? 

 Weinberge im Hintergrund Lorch
Jochen Neher: Wir bauen auf 7,5 ha überwiegend Riesling an. In Lorch gibt es 5 Weinbergslagen: Im Lorcher Schlossberg, geprägt vom grauen Taunusschiefer, wachsen feinfruchtige Rieslinge, die es mit ihrem Charakter spielend mit den tollen Weine vom Mittelrhein und von der Mittelmosel aufnehmen können. Dort wächst unter anderem unser Riesling 34, den wir aus den ältesten Reben des Rheingaus keltern, Pflanzjahr 1934! 

Im Lorcher Kapellenberg liegt unter dem Schiefer eine dicke Lößschicht. Dort wachsen die Reben für unsere gehaltvollen Burgunder. In der Lorcher Krone, wo wir auch Erste Gewächse erzeugen, reifen auch die Trauben für unseren Riesling Sekt Grande Réserve extra brut. Schiefer und Löß prägen diese Weine, wobei dort der Schiefer dominiert. 

 Höllenberg, Spätburgunder
Geradlinige, fruchtige Weine, deren Duft und Geschmack an gelbe Früchte wie Aprikose und Pfirsich erinnern. In der Lage Lorcher Pfaffenwies wachsen auf Schiefer und Quarzit sehr mineralische Weine, die in der Jugend verschlossen sind, sich aber nach 1 bis 2 Jahren zur vollen Blüte entfalten. Im Lorcher Bodental-Steinberg reifen auf rotem Schiefer und Quarzit die spannendsten Weine von Lorch. Die Weine sind komplex, blumig, kräutrig und mit feiner Säure und langer Lebensdauer. Der Assmannshäuser Höllenberg ist weltbekannt. Wir bewirtschaften dort im Steilhang 0,5ha beste Spätburgunder-Weinberge. Der Höllenberg ist einer der wenigen deutschen Weinberge, wo man von einem Terroir sprechen kann. Der rote Phyllitschiefer und der Quarzit prägen diese einzigartige Lage. Das bestechende Aroma der Weine erinnert an schwarze Johannisbeeren, Minze und Veilchen.

Peter J. König: Welche Rebsorten werden besonders angebaut und warum, und wie werden die Weine aus der eigenen Sicht des Winzers charakterisiert? 

Jochen Neher: Spätburgunder und Weissburgunder sind mit je 10% vertreten, die übrigen Sorten Silvaner, Scheurebe, Muskateller und unser neuestes "Kind" der Grauburgunder ergänzen das Sortiment. Die Lorcher Weine bestechen immer durch ihre Mineralität, sie sind fruchtig und duftig, aber niemals "schwer", sondern filigran und die Säure ist harmonisch eingebunden.  

 Helga König
Helga König: Als Bio-Weingut und Mitglied bei Ecovin werden besonders strenge Maßstäbe an die Weinerzeugung gelegt, welche sind dies und was bedeutet "Vegane Weinbereitung"? 

Jochen Neher: Wir erfüllen mehr als die Vorschriften, die von der EU für die Biozertifizierung verlangt werden. Dies betrifft vor allem die Menge der Düngung und die Zulassung von Weinbehandlungsmitteln. Somit sind wir auch schon bei der Veganen Weinbereitung angelangt. Wir charakterisieren uns neuerdings als BIOVEGAN. Das heißt, sowohl im Weinberg als auch in der Weinbereitung werden keine tierischen Produkte eingesetzt. Kein Stallmist bzw. andere Dünger, der aus Tierabfällen gewonnen werden, keine Kohle aus Knochen, keine Gelatine, kein Hühnereiweiß, kein Kasein (aus Milch) zur Klärung von Traubenmost und Wein, keine Kieselgur bei der Filtration. 

Helga König: Unsere Leser möchten gerne die Weine, die hier vorgestellt werden, auch verkosten. Welche Möglichkeit gibt es diese zu beziehen, etwa durch einen Online-Shop, durch E.-Mail oder auch telefonisch oder per Fax? 

 Jochen Neher
Weinbergzeile Assmannshausen
Jochen Neher: Der interessierte Leser sollte einfach auf unserer Internetseite www.weingut-mohr.de in den Online-Shop gehen bzw. einen unserer Fachhändler besuchen, die bei den Bezugsquellen genannt sind. Oder er kommt zu einer der vielen Veranstaltungen, wo wir teilnehmen oder die wir selbst durchführen (Rheingauer Schlemmerwochen, Weinmenüs, Kochkurse, Straußwirtschaft, Weinfeste, Weinmessen). 

 Peter  J. König
Peter J. König:  Heute spricht man von der eigenen Philosophie des Weinmachens eines Weingutes, wie sieht es damit aus, etwa bei der Weinbergspflege, der Lese und der Kellerwirtschaft? 

Jochen Neher: Als ökologisch arbeitendes Weingut hören wir den Weinbergen zu. Stets im Einklang und im Vertrauen auf die Weisheit der Natur. Wir lassen heimische Kräuter, Blumen und Getreidesorten zwischen den Rebreihen wachsen. Alle Weine im Weingut Mohr haben etwas gemeinsam: Ausreichend Zeit zum Reifen und zur Entwicklung. Für die erfahrene Handlese genauso wie für die langsame, aromaschonende Gärung im eigenen Felsenkeller. Und auch immer Zeit für das Besondere: Für Hefen aus dem eigenen Weinberg, die höheren Qualitäten ihren natürlichen Charakter verleihen und unsere Rotweine, auf der Maische vergoren und in Holzfässern aus deutscher Eiche gelagert. 

Helga König: Nichts ist authentischer als die Weine dort zu probieren, wo sie gewachsen sind und erzeugt wurden. Besteht die Möglichkeit einer Weinprobe im Gut, eines Hoffestes etwa oder einer Straußwirtschaft, wo man in aller Ruhe die Weine mit kleinen Speisen verkosten kann? 

 Saynur Sonkaya-Neher  und Jochen Neher, 
Jochen Neher: Ende April öffnet unsere Straußwirtschaft mit den Rheingauer Schlemmerwochen. 10 Wochenenden im Frühjahr bis Ende Juni und nach der Weinlese bietet meine Frau in dem idyllischen Ausschank eine einzigartige Genusskombination an. Orientalische und mediterrane Zutaten treffen hier auf Rheingauer Spitzenweine und sorgen für eine Aromenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Kulinarische Meisterwerke aus Tausend und einer Nacht mit der Geschichte des Rheingauer Weines genussvoll vereint. Herzliche Gastfreundschaft und faszinierende Aromenvielfalt bei TAUSEND & EIN GESCHMACK. 

 Fassprobe
Peter J. König: Der Klimawandel ist ein ganz aktuelles Thema, gerade durch die Abhängigkeit der Weinberge von der Natur, wie sieht dies in den Lagen des Weinguts Mohr aus? 

Jochen Neher: Auch die Lorcher spüren den Klimawandel. Wie sich das auf den Riesling auswirkt, merken wir bereits. Die Weinlese beginnt immer früher und die sensible Reifephase fällt in den witterungsbedingt wärmeren September. Hierdurch kann sich nach ergiebigen Niederschlägen die Traubenfäulnis schnell ausbreiten. Wir haben reagiert und pflanzen neben Weissburgunder jetzt auch Grauburgunder an, eine Rebsorte, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommt. 

 Helga König
Helga König: Auszeichnungen interessieren die Leser immer, welche Prämierungen haben die Weine vom Weingut Mohr bereits erhalten und in welchen renommierten Weinführern werden sie genannt? 

Jochen Neher: Hier sind die Bewertungen aus den aktuellen Ausgaben der Weinführer im Überblick:  
Eichelmann: 3 Sterne "Das Weingut ist weiter im Aufwind – sehr stimmige Kollektion"
Gault & Millau: 2 rote Trauben "Ganz Rheingau; mineralisch, spannungsvoll, elegant"
Vinum Weinguide: 2,5 Sterne "Tendenz klar nach oben, Aufsteiger" 
Der Feinschmecker 2018: "Weingut Mohr gehört zu den besten Weingütern"

Und im Detail hört sich das so an: 

GAULT MILLAU WeinGuide 
2018 Aufsteiger Zwei Rote Trauben 

"Tausend & ein Geschmack". Der Slogan des Weingutes Mohr kommt nicht von ungefähr als Reminiszenz an orientalische Erzählkunst daher, Jochen Neher und seine Frau Saynur Sonkaya-Neher, eine gebürtige Türkin, vereinen auf ihrem Weingut in Lorch Orient und Okzident, Rheingauer Spitzenweine und orientalische Kochkunst. (…) Die Weine sind dann ganz Rheingau – mineralisch, druckvoll und spannungsvoll, der Sekt herb und elegant. 

EICHELMANN 2018 
"weiter im Aufwind" Drei Sterne 

Das Weingut ist weiter im Aufwind. Ein süffig-saftiger Weißburgunder eröffnet die insgesamt sehr stimmige Kollektion. Der holzwürzige Orangewein aus derselben Sorte ist ambitioniert. (…) Der trockene Gutsriesling erfüllt in seiner klaren Art alle Erwartungen. Der Riesling von alten Reben ist mineralisch, die trockene Spätlese etwas fülliger und reifer. Das Erste Gewächs aus der Krone ist kühl und würzig, durch eine dezente Fruchtsüße sehr zugänglich. Der Riesling aus dem Bodental-Steinberg ist tiefgründig, stoffig und lang. Die Spitze der trockenen Rieslinge gehört dem Riesling 34 aus dem Schlossberg, der sein mineralisches Potenzial schon jung offenbart und mit einer zupackenden Säureader ausgestattet ist. Von den beiden Pinots hat der Höllenberg die Nase vorne: Er ist saftig reif, zugleich kühl und präzise. 

VINUM 2018 
"Tendenz klar nach oben!" 

Zweieinhalb Sterne Animierende 2016er Rieslinge – eine rundum gelungene Kollektion! Schon die beiden Basis-Rieslinge bereiten echtes Trinkvergnügen. Und dann geht es über die Spätlese trocken und Alte Reben hinauf zu drei sehr feinen Lorcher Lageweinen. Intensiven Duft nach reifem Apfel und auch etwas Mandarine verströmt das saftig-klare Erste Gewächs aus der Krone: Bei dem Pendant aus dem Bodental-Steinberg notieren wir die Aromen von Birne und Mango. An der Spitze steht der mineralisch-tiefe, präzise Schlossberg, gewonnen aus den Trauben von 1934 gepflanzten Reben. (…) Da auch der Spätburgunder aus dem Höllenberg überzeugt, können wir nur sagen: Hier geht die Tendenz klar nach oben! 

DER FEINSCHMECKER 
2017/2018 
"Gehört zu den Besten!" 

Zwei FF Unser Weingut gehört zu den besten Weingütern in Deutschland 

MEININGERS WEINWELT 2/2017 

So kommt Schiefer ins Glas

87 Punkte – 2015 Lorcher Bodental-Steinberg Riesling Erstes Gewächs


Lieber Herr Neher, besten Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch

Ihre  Helga König, Ihr Peter J. König

  Jochen Neher,  Saynur Sonkaya-Neher 
Bitte klicken Sie auf den  Link, dann gelangen Sie zur Homepage des  Weinguts Mohr und können den Wein dort bestellen:  www.weingut-mohr.de 

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