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Helga König im Gespräch mit #Monika_Matschnig über das Buch "Die Macht der Wirkung"- dtv premium

Liebe Monika Matschnig, dieser Tage habe ich Ihr Buch "Die Macht der Wirkung- Selbstinszenierung verstehen und damit umgehen" rezensiert. Dazu möchte ich Ihnen einige Fragen stellen. 


Helga König: Weshalb reagieren Menschen zunächst skeptisch, wenn sie den Begriff "Selbstinszenierung" hören oder lesen? 

 Monika Matschnig
Monika Matschnig:  Hier denken die meisten Menschen zunächst an "unecht", "nicht authentisch", "künstlich", ja alles nur Show! Doch "Wir alle spielen Theater", wie es einst schon Erving Goffman erkannte. In den wenigsten Situationen sind wir "authentisch", sondern wir schlüpfen immer in eine Rolle, nein sogar in viele verschiedene Rollen. Die Rolle des Chefs, des Vereinskumpels, des Vaters bzw. der Mutter, des Geliebten….in jeder Rolle verkörpern wir etwas anderes, kurzum wir inszenieren uns. Und das müssen wir tun, damit wir eine Botschaft transportieren können, in einer bestimmten Art und Weise wahrgenommen werden, uns durchsetzen und überzeugen können. Wichtig ist, dass die Selbstinszenierung mit dem eigenen Selbstkonzept konform ist, damit einem Kongruenz bzw. Authentizität zugeschrieben wird. Und umso präsenter eine Person ist, desto mehr ist er auf eine passende Selbstinszenierung angewiesen. 

Helga König
Helga König: Wer anderen dabei helfen möchte, sich besser in Szene zu setzen, benötigt eine gute Beobachtungsgabe. Wurde Ihnen diese in die Wiege gelegt oder haben Sie sich diese aus Berufsgründen hart erarbeiten müssen? 

Monika Matschnig:  Ich vermute beides. Schon seit ich denken kann, hatte das Wesen "Mensch" und sein Verhalten für mich einen sehr hohen Stellenwert. Dieses Interesse ist wohl die Voraussetzung, um mit Herz und Geduld das Verhalten bzw. die Wirkung von Menschen wahrzunehmen. Zum anderen habe ich bewusst gelernt, in einem Gespräch präsent zu sein, um die körpersprachlichen Signale zu erkennen. Und die langjährige Erfahrung ist natürlich Gold wert. Und man lernt nie aus… Unabhängig von dieser Frage, möchte ich aber explizit betonen, dass ein Signal allein absolut nichts aussagt. Nur durch die Wahrnehmung mehrerer Signale, den Kontext, die Baseline – also das "normale" Verhalten einer Person – sind wir in der Lage Rückschlüsse zu ziehen.

Helga König: Sie schreiben, dass sich jeder "Charisma" aneignen könne. Was setzt dies voraus? 

Monika Matschnig:  Den Willen zur Selbstreflexion und viel persönlicher Arbeit, im Außen und Innen. Es geht häufig nicht darum, wie der Mensch wirklich ist, sondern darum, wie er wahrgenommen werden möchte. Wie wollen Politiker, Künstler, Vorstände vor Ihrer Zielgruppe wirken? Charisma ist somit nicht "Gottesgabe", also eine Eigenschaft, sondern ein wechselseitiger Kommunikationsprozess zwischen Personen,  die auf der "Bühne" stehen und denen davor. Charisma fruchtet nur, wenn es aus auf fruchtbaren Boden fällt. Und es gibt nicht nur die "wohlwollenden" Charismatiker… Charisma entsteht aus einem sehr großen Teil aus Fremdwahrnehmung und genau das ist das Feedback woran ich arbeiten kann. Und hier spielt die passende Wirkung eine übergeordnete Rolle. Wirkungskompetenz hat Sachkompetenz überholt. Nur wenn ich gut wirke, werde ich gesehen, gehört und verstanden. 

Helga König:  Wie Sie den Lesern mitteilen, gibt es neun Faktoren der Wirkungskompetenz. Welcher Faktor lässt sich am einfachsten erlernen und welcher erfordert viel Disziplin?

 Monika Matschnig
Monika Matschnig: Es ist typabhängig. Was dem einen leichtfällt, fällt dem anderen schwer. An seinem Styling kann jeder recht schnell arbeiten, Kleider machen halt Leute. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass eine selbstbewusste Körperhaltung, der überzeugenden Einsatz von Gesten sich innerhalb von 2 Tagen relativ gut internalisieren lassen. Wichtig ist dann, über einen längeren Zeitraum darauf zu achten, damit die neuen Verhaltensweisen stabil werden und ins Fleisch und Blut übergehen. Stimme, der Einsatz von Mimik bedarf längeren Trainings. Es darf aber nicht vergessen werden, dass Körper und Geist eine Einheit bilden. Das kongruente Zusammenspiel von allen Faktoren und der Einstellung sind wichtig, um echt zu wirken. 

Helga König
Helga König: Wer politische Ziele erreichen möchte, benötigt Überzeugungsmacht. Sie zeigen unterschiedliche Strategien auf, um diese Wirkung zu erzielen. Inwieweit spielt der Zeitgeist eine Rolle, bei der Art, wie ein Politiker seine Botschaften wirkungsvoll kommuniziert? 

Monika Matschnig: Eine ganz entscheidende! Denken wir nur an Alexis Tsipras oder Frauke Petry. Beide sind zu einen passenden Zeitpunkt, mit der passenden Wirkung und Botschaft plötzlich präsent gewesen. Sie haben mit Ihrer Wirkung den Nerv der Zeit getroffen. Charisma kann einem aber auch sehr schnell aberkannt werden, insbesondere dann wenn es auf eine bestimmte Position aufgebaut ist: Der überraschenden Abgang von Martin Winterkorn, Theodor zu Guttenberg.

Helga König: Die Wirkung in Entertainment und Mode sei die Anziehungmacht, schreiben Sie. Besteht die Gefahr, dass Persönlichkeiten aus diesem Segment, die sich ihrer Macht bewusst werden, ihre Wirkung verlieren? 

Monika Matschnig: Solange sie nicht an Übermacht leiden! Sie brauchen die Fans und müssen sie füttern. Erzeugen Sie keine Anziehungsmacht, dann gehen Sie unter. Den Profis ist das bewusst und sie haben eine Schaar von Beratern, die dafür sorgen, dass sie auf dem richtigen roten Teppich tanzen, in ein bestimmtes Licht gerückt werden, in den richtigen Medien abgelichtet werden. Die Profis strengen sich mächtig an, damit wir beeindruckt sind. 

Helga König: Was lässt Ihrer Meinung nach George Clooney so attractive und dabei glaubwürdig erscheinen? 

 Monika Matschnig
Monika  Matschnig: Er ist der klassische Charismatiker, immer mit Stil, Charme und Eleganz. Er wirkt männlich und hat Manieren. Er kann über sich selbst lachen und sein Lachen steckt an. Er ist immer freundlich: egal ob er mit dem Kellner oder seiner Stiefmutter kommuniziert oder bei der Bundeskanzlerin auf der Couch sitzt. Er wirkt als wäre er der Mann für alle Fälle: Man sieht ihn als grandiosen Schauspieler, als liebevollen Ehemann, als UN-Botschafter, Stil-Ikone und war natürlich sexiest man alive. Wir haben das Gefühl, er lässt uns an seinem Leben teilhaben, er wirkt immer nahbar, kokettiert mit Journalisten oder Fans und Nespresso hat mit ihm einen Volltreffer gelandet. Er hat wahrlich Charisma: Spielt mit seinem äußerem Kapital, hat seine Körpersprache unter Kontrolle, wirkt emotional und empathisch, konsistent und er ist nicht auf dem Mund gefallen. Alles wirkt an ihm so leicht, doch das glauben wir nur. Gute Show! 

Helga König
Helga König: Sie schreiben von der Wirkung im Business, die mitentscheidend für Führungsmacht sei. Können Sie dies kurz skizzieren? 

Monika Matschnig: Früher gab es ein Unternehmen mit einer Marke. Heutzutage repräsentiert der Vorstand das Unternehmen. Verstecken kann sich heutzutage kaum mehr ein Wirtschaftsboss vor den Medien. Zu groß ist das Interesse von Journalisten, Anlegern, Aktionären. Medienpräsenz ist heutzutage ein klarer Wettbewerbsvorteil. Aber mit Gefahren verbunden. Eine falsche Geste, negativer Blick, holprige Rede und schon weiß die gesamte Welt davon. Zusätzlich muss der Boss seine Mannschaft und Interessenten hinter sich bringen und das schafft er nicht mehr mit einer monotone Leseübung hinter dem Rednerpult. Die Zeiten sind vorbei! Begeisterung schlägt Rationalität. Verrückt, aber so ticken wir. 

Helga König: Weshalb sollte ein Leistungssportler auf seine Wirkung achten, genügt dort nicht die Leistung an sich, um zu überzeugen? 

Monika Matschnig: Sportler verkörpern eine soziale Gruppe, ein Land eine Kultur. Heutzutage muss ein Sportler nicht nur im Wettkampf überzeugen, sondern auch im sozialen Zusammenspiel, damit Medien aufmerksam werden, sich Sponsoren finden. Denken wir nur an FC Bayern. Sie leben von der Aufmerksamkeit Ihren Fans. Keine Fans, kein erfolgreicher FC Bayern. Und die Spieler verkörpern den Verein, sind der Garant für die Einnahmen. Das gleiche gilt für Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, Formel Eins oder am Tennis Court. Und natürlich sind sportliche Körper ästhetisch und lassen Freiräume für Träume.

Helga König: Sie sind auf Ihren Vortragreisen Bill Clinton begegnet. Welche Erkenntnisse hat Ihnen diese Begegnung für Ihre Arbeit als Expertin für Körpersprache und Wirkungskompetenz gebracht?

 Monika Matschnig
Monika Matschnig:  Er ist ein Meister der Selbstinszenierung und kann in kürzester Zeit in viele Rolle schlüpfen. Höchste Wirkungskompetenz. Ich erlebte ihn in unbeobachteten Situationen, leidenschaftlich auf der Bühne vor 10.000 Menschen, im empathischen Zwiegespräch, kumpelhaften Umgang mit seinen Bodygards und lockeren Gesprächen an einem Gala Dinner. Egal auf wen er traf bzw. in welcher Situation er sich befand, höchste Wirkungskompetenz. 

Helga König: Welche Botschaft möchte Sie an dieser Stelle den Lesern mitgeben? 

Monika Matschnig: Wir wirken immer, die Frage ist nur WIE?

Liebe Monika Matschnig,  ich danke Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview,
Ihre Helga König


Überall im Fachhandel erhältlich. 
Onlinebestellung: http://www.machtderwirkung.de/

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Warum habe ich dieses Buch  geschrieben? Bitte klicken Sie auf den Link und erfahren  dort mehr.
https://vimeo.com/zehnseiten/review/160204266/46609a4b35

Foto: Aus dem Bestand von Monika Matschnig

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